Bitte wählen Sie anhand der Karte eine der - in dieser Übersicht nur skizzierten - Tagestouren aus und klicken Sie auf den entsprechenden Link in der Spalte links.
Übersichtskarte auf der Basis der TOP 1:1 Mio. (topografische Karte 1:1.000.000), hier im Maßstab 1:750.000
Wenn Ihrer Meinung nach der kürzeste Weg auch der beste ist und Sie deshalb häufig auf Radwegen an Landes- oder Bundesstraßen radeln, wird Ihnen dieser RegionalRadGeber kaum von Nutzen sein. Bevorzugen Sie dagegen nur selten oder (fast) gar nicht von Autos frequentierte Strecken und scheuen auch kleine Umwege nicht, könnten Ihnen meine Vorschläge für Tagestouren gefallen.
Wenn Sie derart durch Schleswig-Holstein fahren, werden Sie vielfach durch so menschenarme Landstriche kommen, dass Sie für die dort lebenden Tiere eine richtige Abwechslung sind. Kühe stellen angesichts eines mit Packtaschen ausgestatteten Radfahrers das Wiederkäuen ein, Schafe fürchten das Schlimmste und nehmen Reißaus, und Hunde, die oftmals frei herumstreunen dürfen und sich bevorzugt auf dem Asphalt einspuriger Straßen sonnen, wissen nicht, ob sie nun aufstehen und bellen sollen, weil da ein Fremder kommt, oder doch lieber liegen bleiben und sich weiter den Pelz wärmen lassen.
Das bedeutet nicht, dass die vorgeschlagenen Tagestouren grundsätzlich einen Bogen um die Städte oder touristischen Hochburgen schlagen, aber dazwischen werden doch die Ruhe und Abgeschiedenheit der kleinen Straßen und Wege den lärmenden Autotrassen vorgezogen. Und da wird es Ihnen gefallen, dass trotz der geringen Besiedlungsdichte in Schleswig-Holstein zahlreiche Fahrwege mit einem gut beradelbaren Belag geboten werden, die zudem häufig von sogenannten Knicks gesäumt werden. Das sind Busch- und Baumreihen, die nicht nur bei Vögeln und Insekten beliebt sind, sondern die auch Sie bald schätzen lernen werden, da sie sehr gut vor störenden Winden schützen.
Und darauf sollten Sie sich auf jeden Fall einstellen: Kein Tag vergeht ohne eine frische Brise, die oft so frisch ist, dass Sie im Gegensatz zur ansässigen Bevölkerung von Sturm sprechen werden. Aber beklagen Sie sich nicht, wenn der Wind mal wieder von vorn kommt, sondern genießen Sie die Seeluft, deren erholsame Wirkung aus so manch einem Kaff einen Kurort gemacht hat, wo die smoggeplagten Städter zu Recht ihre Lebensgeister zu wecken hoffen.
Apropos: In den Kur- und Seebädern ist selbstverständlich das Angebot an Hotels, Gasthöfen und Restaurants am größten, aber auch ansonsten werden Sie keine Probleme haben, ein Bett für die Nacht oder etwas Gutes für den knurrenden Magen zu bekommen, denn die Gastronomie ist in Schleswig-Holstein hoch entwickelt. Einschränkungen hinsichtlich der Dichte gibt es nur in der teils recht menschenarmen Marsch, die wegen ihrer Fruchtbarkeit weitestgehend der Landwirtschaft vorbehalten ist.
In einer solchen Gegend sind natürlich auch die eingangs erwähnten, frei umher laufenden Hunde am ehesten anzutreffen, und wenn sich ausnahmsweise mal einer von denen als nicht so friedfertig erweist, wie es sich gehört, dann erinnern Sie sich vielleicht an die nachstehende Geschichte von Wilhelm Busch und finden einen ähnlichen Ausweg:
„Auf einem Meilensteine saß ein älterer Mann, der eine ungewöhnlich breitschirmige Mütze trug. Zwischen seinen Knien hatte er einen grauhaarigen Hund.
„Guter Vater!“ sprach ich ihn an. „Ich möchte gern nach der Stadt Geckelbeck.“ „Genehmigt!“ gab er zur Antwort. „Könnt Ihr mir vielleicht zeigen, wo der Weg dahin geht?“ „Nee, ich bin rundherum blind.“ „Schon lange?“ fragte ich teilnahmsvoll. „Fast neunundfünfzig Jahre; nächsten Dienstag ist mein dreiundfünfzigster Geburtstag.“ „Was? Schon sechs Jahre vor Eurer Geburt?“ „Sogar sieben, richtig gerechnet. Ich wollte schon damals gern in die Welt hinein, tappte im Dunkeln nach der Tür, fiel mit dem Gesicht auf die Hörner des Stiefelknechts, und das Unglück war geschehen.“
„Dann lasst Euch raten, Alter“, sagt' ich, „schielt nicht zu viel nach hübschen Mädchen; denn das hat schon manchen Jüngling zu Fall gebracht.“ „Fass!“ schrie der Blinde und ließ den Hund los. Ich aber nahm die Frackschöße unter den Arm, steckte mein Schmetterlingsnetz nach hinten zwischen den Beinen durch, wedelte damit und ging so in gebückter Stellung meines Weges weiter; eine Erscheinung, die dem Köter so neu und unheimlich vorkam, dass er mit eingeklemmtem Schweife sofort wieder umkehrte.“
(Wilhelm Busch: Erzählungen, Der Schmetterling, 1895)
Allzeit gute Fahrt!
P.S.: Und hier noch ein Video als „appetizer“.
P.P.S.: Zu guter Letzt eine topografische Übersichtskarte für den RegionalRadGeber Schleswig-Holstein.
