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Übersichtskarte auf der Basis der TOP 1:1 Mio. (topografische Karte 1:1.000.000), hier im Maßstab 1:750.000
Sommer, Sonne, Strand und Meer! Das versprechen die Ostseebäder und halten dieses Versprechen öfter, als manch eine Landratte wahr haben möchte. Zwar regnet es im Norden auch gerne mal, aber die Wolken ziehen oft so schnell vorüber, daß schon im nächsten Augenblick der allerherrlichste Sonnenschein die Seele beglückt. Eine gewisse Wetterfestigkeit mitzubringen, schadet also nicht. Dafür darf man sicher sein, daß das Reizklima den Kreislauf auf Vordermann bringt.
Apropos Kreislauf und Klima: Wenn die Wolken am Himmel entlang sausen, ist es meist nicht nur dort oben, sondern auch unten auf der Erde windig. Und das sorgt nicht nur für frische Luft, sondern manchmal auch für Frust. Den sollten Sie sich aber auch dann, wenn der Wind direkt von vorn kommt, nicht antun; denn erstens nützt das Meckern über den Wind nichts, da es diesen völlig kalt läßt, und zweitens ist es allemal besser, fröhlich zu bleiben und einfach einen Gang zurück zu schalten. Daß die Fahrt dann ein wenig länger dauert, dürfte auf Reisen keine Rolle spielen. Achten Sie unterwegs mal auf ältere Einheimische: Angestrengtes Fahren gegen den Wind kennen die nicht, die fahren ganz locker weiter, als ob nichts wäre – auch ohne Pedelec. Und mehr Muskelkraft als Sie haben die auch nicht, nur eine andere Einstellung...
Wenn Sie also für alle Fälle brauchbare Regenbekleidung mitnehmen und bei widrigen Windverhältnissen 'cool' bleiben, dann können Sie sich auf eine genußreiche Fahrradtour freuen und mehrmals täglich lauschige Buchten und Strände aufsuchen, um ein erfrischendes Bad zu nehmen oder sich einfach faul in der Sonne zu aalen. Wenn Sie dies lieber dort tun, wo zahlreiche andere Menschen sind und es ebenso halten, geht auch das; denn binnen gut 100 Jahren wurden aus vielen kleinen, einst verträumten Fischer- oder Bauerndörfern teils wahrhaft mondäne Seebäder mit vielen 100.000 Gästeübernachtungen alljährlich.
Beim Start in Flensburg können Sie aber erst noch einmal Stadtluft tanken, die sich von der andernorts dadurch unterscheidet, das sie im wahrsten Sinne des Wortes frisch ist. Danach leiten die Hinweise des Ostseeküsten-Radwegs nach Angeln, und Binnenländer werden sich wundern, wie hügelig es in Schleswig-Holstein sein kann. Dafür werden schöne Ausblicke auf die Förde (Bucht) geboten, und die leichten körperlichen Anstrengungen durch den Abwechslungsreichtum einer Bilderbuchlandschaft entschädigt. Die Ortsnamen werden manch einen Reisenden aufhorchen lassen: Ja es stimmt, hier lebt eine dänische Minderheit, deren Wählerverband immer mal wieder für große Schlagzeilen sorgt und deren Kinder nicht in eine dreigliedrige Schule gezwängt werden. Ob die Leute deshalb hier so selbstbewußt und freundlich sind?
Kaum daß Sie Kappeln hinter sich gelassen haben, kommen Sie zu einem der ersten Mega-Strände der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und werden sich, kaum daß Sie ihn betreten haben, auch nicht mehr wundern, warum mitten in der Pampas ein monströser Parkplatz angelegt wurde. Der Strand lockte auch schon früher zahlreiche Urlauber (und damit Investoren) an, was Sie wenige Kilometer weiter bestätigt finden werden, denn das 70er-Jahre-Seebad Damp taucht am Horizont auf. Damals hieß es übrigens Damp 2000, was ein Hinweis auf absolute Modernität war; heute würde das wohl lächerlich wirken. Auch wenn mir die Architektur nicht gefällt, muß doch attestiert werden, daß Damp heute vor allem eine gut besuchte und beliebte Ostseeklinik und ein durchaus begehrter Yachthafen ist.
In Eckernförde können Sie Städtereise und Strandurlaub kombinieren und danach gemächlich durchs Land schaukeln, bevor der Kfz-Verkehr zunimmt, da es nicht mehr weit bis ins Zentrum der Landeshauptstadt Kiel ist. Sehr abwechslungsreich mit schönen Ausblicken auf die Förde geht die Fahrt weiter nach Laboe. Sie können aber auch ab dem Kieler Hauptbahnhof mit dem Schiff fahren. Nein, das Schiff legt nicht im Hauptbahnhof an, aber ganz nah bei ihm ab; denn wie es sich für eine Hafenstadt gehört, liegt der Bahnhof gleich neben der Förde. Das Schöne an dem kleinen Törn ist, daß Sie den großen Pötten und Segeljachten viel näher kommen und sich einige Kilometer Stadtstraßen ersparen.
Bald nach Laboe geht es zurück an die Ostsee, wo wieder ein traumhafter Strand auf die Sonnenhungrigen und Badelustigen wartet. Für uns Radler besonders angenehm: Hinter den Dünen verläuft kilometerlang eine superbreite Asphaltbahn, auf der Motorisierte nichts verloren haben, so daß Sie sich die Piste nur mit Fußgängern und so ziemlich allem, was Räder hat, teilen müssen. Ach, könnte bzw. vielmehr sollte es nicht immer so sein?
Nein sollte es nicht; denn das wäre langweilig. Deshalb folgt sogleich Abwechslung, indem der Ostseeküsten-Radweg mal wieder landeinwärts und sanftwellig durch die Felder führt, bevor Sie über Behrensdorf nach Hohwacht gelangen, wo man trotz des boomenden Ostseetourismus kein Haus höher als die Bäume gebaut hat – einfach schön, wenn mal ein Ort weiß, was er zu bieten hat und nicht allen Moden und Investoreninteressen nachgibt. Vorbei am Großen Binnensee und kurz wieder landeinwärts radelnd, können Sie am Weißenhäuser Strand nochmal Ostseeluft schnuppern, bevor ein weiter Bogen über Oldenburg/Holstein ins Landesinnere geschlagen wird. Das bald darauf erreichte Heiligenhafen präsentiert sich zweigeteilt, auf der einen Seite Bettenburg an Bettenburg, auf der anderen eine schnuckelige Altstadt – möge ein jeder nach seiner Fasson glücklich werden.
Sie müssen nicht, aber Sie sollten danach Fehmarn umrunden, insbesondere wenn Sie sich des himmlischen Kindes gewachsen fühlen; denn bei einer frischen Brise ist allein schon die Überquerung des Fehmarnsunds ein kleines Abenteuer. Auf der Insel ist übrigens ein eher gemächliches Tempo angesagt; denn egal woher der Wind weht, irgendwann kommt er wegen des Rundkurses von vorn, und außerdem sorgt der Rollbelag für eine Geschwindigkeitsreduktion, da viele Kilometer auf unbefestigten Deichen zurückzulegen sind. Aber keine Sorge: Wesentlich längere Abschnitte werden auf herrlich zu beradelnden, einspurigen Asphaltbahnen mit wenig und vor allem meist langsamen Autoverkehr gefahren. Der eigentlich immer und überall wehende Wind mag beim Radfahren manchmal stören oder sogar mal ernsthaft lästig fallen, aber dafür erfrischt er mit reinster Seeluft. Und schließlich reizen traumhafte Strände – manche kaum frequentiert.
Wer nun glaubt, so ziemlich alles, was die Ostseeküste Schleswig-Holsteins zu bieten hat, gesehen zu haben, täuscht sich gewaltig; denn zurück auf dem Festland wird erst einmal ein bißchen durch Ostholstein geradelt, wo die Bauernhöfe so groß sind wie einst die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften in der DDR, bevor Sie wieder direkt an die Küste gelangen und einen der Lieblingssprüche der hiesigen Tourismuswirtschaft überprüfen können, nämlich daß sich die Seebäder wie die Perlen an einer Schnur aneinanderreihen. Dabei muß keine Langeweile aufkommen; denn der Markt wurde fein säuberlich aufgeteilt: Mal geht es eher bodenständig familiär, mal richtig mondän zu; wer danach nicht weiß, welche Strand- und Bademode dieses Jahr angesagt ist, ist nicht dort gewesen.
In Travemünde heißt es dann, Abschied von der Ostsee zu nehmen. Lassen Sie sich Zeit und schauen Sie in Ruhe den großen Pötten beim Ein- und Auslaufen in bzw. aus dem größten Fährhafen Europas zu, staunen Sie über die Rushhour der Skandinavienfähren am frühen Morgen und späten Abend. Und machen Sie dann noch den Katzensprung in die Stadt der Ostsee; denn einst hat keine so sehr wie Lübeck der Ostsee ihren Stempel aufgedrückt. Ach, wie glorreich waren doch die Hansezeiten (und vor allem wie gewinnbringend).
Und zu guter Letzt ein kleiner Tipp: Bekanntermaßen ist nur der Tod umsonst, was an der Ostseeküste konkret bedeutet, daß man in sehr vielen Seebädern nicht einfach so am Strand herumlungern darf, sondern Kurtaxe zahlen muß. Vor dem Hintergrund des Aufwandes, der teils getrieben werden muß (und tatsächlich getrieben wird!), um saubere und ansehnliche Strände zu haben, an denen man sich wirklich wohl fühlt, ist das auch verständlich – und stört heutzutage höchstens noch Geizkragen. Damit Sie nun nicht in jedem Ort extra zahlen müssen, gibt es die ostseecard, deren Inhaber in vielen Seebädern freien Zutritt zum Strand genießen. Außerdem bieten viele Museen und manch andere Sehenswürdigkeiten Ermäßigungen beim Vorzeigen der ostseecard. Wo man die ostseecard erhält, in welchen Orten sie akzeptiert wird und welche Vergünstigungen gewährt werden, erfahren Sie unter www.ostseecard.de. So, und nun aber mal los. Oder besser: Na, denn man tau!