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Bodensee-Radweg (270 km)

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	pdf-Datei	Übersichtskarte auf der Basis der TOP 1:1 Mio. (topografische Karte 1:1.000.000), hier im Maßstab 1:750.000

Eine Velotour rund um den Bodensee ist genau das Richtige, wenn Sie hübsche, kleine Städte besuchen, sich in gepflegten Parkanlagen erholen und den Wechsel von Schilf, Rebhängen, Obstgärten, Äckern, Wiesen und Wäldern genießen wollen. Gut, allein werden Sie dabei eher nicht sein, dafür ist es am Bodensee einfach zu schön, aber das macht ja auch nichts, wenn Platz für alle da ist. Für uns Radfahrer gilt dies praktisch ohne Einschränkungen, da der Bodensee-Radweg nicht nur einer der ältesten Radwanderwege ist, sondern auch immer weiter ausgebaut wurde, so daß Sie fast allerorten auf guten und ausreichend breiten Wegen rollen. Die Wegweisung ist allerdings nicht einheitlich: in der Schweiz perfekt, in Österreich gut und in Deutschland gelegentlich dürftig (manchmal aber auch sehr gut, wechselt teils von Gemeinde zu Gemeinde, von Landkreis zu Landkreis).

Man kann es für einen Zufall halten, aber auf all meinen Reisen am Bodensee herrschte perfektes Wetter mit guter Fernsicht. Es lohnt sich also nicht nur, ausreichend Sonnenschutzmittel mitzunehmen, sondern, vor allem wenn man auf der deutschen Seite unterwegs ist, auch ein Fernglas; denn nur selten bekommt man einen so herrlichen Ausblick auf die Alpen geboten. Das gute Wetter, der fruchtbare Boden und der See selbst haben die Menschen schon immer und in großer Zahl angezogen. Daher finden sich nicht nur Reste von Pfahlbauten, von Kelten- und Römersiedlungen, sondern auch mächtige mittelalterliche Klöster, Burgen, Kirchen, Stadtbefestigungen und, und, und. Heute ist es am Bodensee auch wegen einer leistungsfähigen Industrie mit Namen, die Weltruf genießen, attraktiv, und daß man hier gutes Geld verdient, daß erkennen Sie bei der Velotour nicht nur an den schönen Häusern, sondern auch an der deutlichen Tendenz zur Zersiedlung.

Aber wie gesagt, es ist Platz für alle da; denn immerhin ist der Bodensee mit einer Fläche von 536 km² und einem Wasservolumen von 48 km³ einer der größten Seen Europas. Deshalb sollten Sie den bei schönem Wetter so herrlich daliegenden See auch nicht unterschätzen; denn es herrschen nicht nur beachtliche Strömungen, die u.a. auf den Rhein zurückzuführen sind, der den Obersee und den Untersee durchfließt, sondern gerade im Sommer kann es zu – im wahrsten Sinne des Wortes – blitzschnell heraufziehenden Gewittern mit heftigen Stürmen kommen, die nicht nur zahlreiche Wassersportler in Seenot geraten lassen, sondern die Wassermassen auch so sehr aufpeitschen, daß die Uferbefestigungen überspült werden (der Veranschaulichung mag die nebenstehende Mole in Friedrichshafen mit dem immerhin 22 m hohen Aussichtsturm dienen).

Manch einer mag sich ob der drei Anrainerstaaten – die Schweiz mit den Kantonen Thurgau, St. Gallen und Schaffhausen, Österreich mit dem Bundesland Vorarlberg und Deutschland mit den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern – fragen, wem der Bodensee eigentlich gehört. Nun, der Untersee wurde durch Grenzverträge zwischen der Schweiz und Deutschland klar aufgeteilt. Der Überlinger See (nordwestlicher Zipfel des Obersees) gehört vollständig zu Deutschland. Aber für den größten Teil des Bodensees – also des Obersees – ist völkerrechtlich ungeklärt, ob er unter der gemeinsamen Herrschaft der drei Anliegerstaaten steht (so genanntes Kondominium) oder real geteilt ist (wie man es in manchen Karten sehen kann). Wirklich kümmern muß das heutzutage niemanden mehr, jedenfalls uns Velo-Touristen nicht, da sich die Anrainerstaaten längst daran gewöhnt haben, alle anstehenden Fragen detailliert in Verträgen zu regeln.

Das hat auch zur Folge, daß Sie unterwegs das Überschreiten der Grenzen kaum wahrnehmen werden. Hüben wie drüben sind die Lebensbedingungen doch recht ähnlich. In der Schweiz wirkt vieles noch ein bißchen gediegener, manchmal auch luxuriöser. Aber die Vorarlberger, die ohnehin lieber Schweizer geworden wären (s. Stadtinfo von Bregenz – Etappe 4), haben in den vergangenen Jahren doch mächtig aufgeholt und sind z.B. für ihre moderne Architektur über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Die Fahrt auf dem Bodensee-Radweg wird auch dadurch erleichtert, daß der Euro in der Schweiz als Zahlungsmittel vielfach akzeptiert wird – was nicht heißt, daß Sie mit Euro zahlen sollten, stilvoller ist es allemal mit Franken -, aber es geht eben auch – z.B. beim Übernachten.

Und apropos Übernachten: Da der Bodensee-Radweg 'nur' 270 (Karten-)Kilometer lang ist, werden einige sportliche Velofahrer denken, daß sie die Runde doch in nur ... Tagen absolvieren könnten. Ja, natürlich, der Radwanderweg ist – wie gesagt – gut ausgebaut, das Überholen langsamerer Radfahrer meistens unproblematisch möglich, und nennenswerte Steigungen gibt es kaum. Aber von dem, was die Region zu bieten hat, werden diese Radler fast nichts mitbekommen. Und geboten wird am Bodensee viel. Selbst sehr eilige Velofahrer werden die beinahe unzähligen Freibäder am See oder die ursprünglichen, frei zugänglichen Strandbäder bemerken. Auch die schönen Gebäude werden ihnen nicht entgehen. Aber um etwas über sie zu erfahren, muß man sich ein wenig Zeit nehmen. Das gilt erst recht für das kulturelle Angebot, das schon beinahe überwältigend ist, und zwar egal ob man dies auf Museen, Galerien, Theater und Konzerte oder Weinfeste, Jazzfestivals etc. pp. bezieht. Sie müssen auch nicht alle Wege per Velo zurücklegen; denn außer den Schiffen fährt noch die Eisenbahn, die alle Teile des Sees im Taktverkehr erschließt. Und damit Sie nicht zu viel für Eintritt, Fahrkarten usw. bezahlen, gibt es außerdem die Bodensee-Erlebniskarte mit vielen Rabatten – mehr darüber erfahren Sie unter www.bodensee-tourismus.com.

Ach, und weil Sie sich vielleicht im Voraus eine Unterkunft reservieren wollen, die Öffnungszeiten eines Museums in Erfahrung bringen möchten oder dergleichen mehr, hier die Vorwahlen für Telefon und Fax: Schweiz 0041, Österreich 0043, Deutschland 0049.

Abschließend bleibt eigentlich nur noch zu klären, wo Sie Ihre Fahrradreise beginnen sollten bzw. warum meine Empfehlung in Kreuzlingen beginnt – ein Ort, von dem viele nicht nur nicht wissen, wo er (genau) liegt, sondern dessen Namen viele (zumindest Nordlichter) noch nicht einmal gehört haben. Tja, eigentlich ist das gar kein Problem; denn der Bodensee-Radweg umschließt den ganzen Bodensee, so daß man also im Kreis fährt und es entsprechend vollkommen egal ist, wo Sie mit der Tour starten und wo Sie sie beenden. Dies ist übrigens ein Grund, weshalb der Bodensee-Radweg bei denen beliebt ist, die am liebsten mit dem Auto und Fahrradträger anreisen; denn im Gegensatz zu anderen Radtouren landet man beim Bodensee-Radweg wieder am Ausgangspunkt. Wenn Sie mit der Bahn anreisen, ist es im Falle des Bodensees allerdings kaum anders, da – wie gesagt – alle Teile des Sees per Bahn erreichbar sind. Einen Unterschied macht es allerdings, ob Sie mit Fernzügen anreisen und nicht erst noch in den Regionalverkehr umsteigen wollen. So oder so, starten Sie doch, wo Sie wollen. (Kreuzlingen habe ich übrigens ausgewählt, weil es direkt an Konstanz grenzt und der Bodensee-Radweg nur wenige Meter vom Konstanzer Bahnhof entfernt auf Kreuzlinger Territorium verläuft.)

Viel Vergnügen sowie Rad- und Speichenbruch wünscht

Übersichtskarte Bodensee-Radweg:

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