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Bodensee-Radweg :: Etappe 1
Kreuzlingen - Tägerwilen - Gottlieben - Triboltingen - Ermatingen - Mannenbach - Berlingen - Steckborn - Mammern - Eschenz - Stein am Rhein - Stiegen - Kattenhorn - Wangen - Hemmenhofen - Gaienhofen - Horn - Iznang - Moos - Radolfzell - Markelfingen - Allensbach - Hegne - Insel Reichenau - Konstanz (89 km)
Start und Ziel: |
Marktstätte in Konstanz. |
Strecke: |
Auf dieser Etappe radeln Sie um den Untersee, den Zeller See sowie den Gnadensee und können einen Abstecher auf die Insel Reichenau machen. Trotz der wahrlich schönen Landschaft und der vielen netten Orte werden Sie dabei zunächst kaum durch Kfz-Verkehr gestört; nach Radolfzell verläuft der Bodensee-Radweg aber teils direkt an der B 33, was mit einer erheblichen Geräuschbelästigung verbunden ist. |
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auf der Basis der TOP 200 (topografische Karte 1:200.000), hier im Maßstab 1:150.000 |
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mit Kurzbeschreibung der Strecke sowie Hinweisen zu Orten, Sehenswürdigkeiten und Gastronomie. |
Die Etappe beginnt unweit südlich des Konstanzer Bahnhofs und Hafens am Grenzübergang zwischen Konstanz und Kreuzlingen (die Ortsbeschreibung für Konstanz finden Sie am Ende dieser Etappenbeschreibung, die für Kreuzlingen am Ende der Beschreibung für die Etappe 5). Wenn Sie am Bahnhof von Konstanz starten sollten, müssen Sie also zunächst über die neue Promenade von Konstanz und die „Hafenstraße” nach Süden bis zum Grenzübergang radeln.
In der Schweiz werden sogleich die Schienen gequert und der guten Beschilderung des Bodensee-Radwegs sowie den Piktogrammen auf der Fahrbahn gefolgt. Sie radeln also kurz auf der „Freiestrasse”, dann rechts auf der „Wiesenstrasse”, alsbald links auf der „Zollstrasse” und sodann – geradeaus vorbei an einem weiteren Grenzübergang – auf der „Grenzstrasse”. Auf der Höhe des nächsten Grenzübergangs versetzen Sie mittels der „Konstanzer Strasse” links/rechts, zweigen wenige Meter weiter rechts ab und gelangen so auf die „Grenzbachstrasse”.
Damit verlassen Sie Kreuzlingen auf einspurigem Asphalt, halten sich nach einer Weile links, unterqueren die Autobahn und zweigen kurz darauf rechts ab, um zu einer kleinen Landstraße zu fahren. Dort können Sie links erst noch einem hoppeligem Geh- und Radweg folgen, doch schon bald rollen die Räder auf der Fahrbahn nach Tägerwilen. Kaum daß der Ort erreicht ist, geht es rechts auf den breiten Geh- und Radweg entlang der Kantonsstraße, bis Sie mit Radhinweis rechts abzweigen, bald einen Rechtsbogen absolvieren und sodann noch vor Gottlieben links abbiegen.
Der Bodensee-Radweg folgt nun eine ganze Weile einem Schotterweg durch die Wiesen. Über Triboltingen geht es nach Ermatingen, wo Sie bei einem Bahnübergang halbrechts abbiegen und bis zu einer T-Kreuzung fahren. Dort biegen Sie links in die „Hornstrasse” ein, queren bald eine Vorfahrtstraße gerade und folgen sodann fast am Seeufer angelangt der „Unteren Seestrasse” links. Wenn diese bald einen Linksbogen absolviert, halten Sie sich geradeaus – Tick rechts – und radeln später vorbei an der großen Badeanstalt.
Nach ein paar hundert Metern verschwenkt der Bodensee-Radweg über die Schienen hinweg auf einspurigen Asphalt und führt auf diesem nach Mannenbach, wo Sie einen Bogen durch den Ort schlagen, bevor sich wieder einspuriger und glatter Asphalt anschließt, der nach Berlingen leitet, wo Sie nach dem Bahnübergang auf die Fahrbahn wechseln. Nach dem Ort rollen die Räder wieder auf einem asphaltierten Radweg, doch nun zur Abwechslung direkt am See. In Steckborn geht es zurück auf die Fahrbahn, und es wird ein weiter Bogen durch den Ort geschlagen, bevor Sie an einem Kreisverkehr rechts abbiegen und bald ein paar Meter hügelan radeln.
Danach knickt der Bodensee-Radweg links ab und leitet über die Eisenbahn hinweg mit einem Rechtsbogen noch ein wenig hügelan, bevor Sie alsbald abwärts zurück zur Bahn rollen, direkt vor ihr links abbiegen und sodann Steckborn auf glattem Asphalt verlassen. In Glarisegg verschwenkt die Route unter der Straße her, und folgt weiter dem Verlauf der Schienentrasse, so daß Sie bald durch eine beachtlich große Obstplantage radeln.
In Mammern gelangen Sie wieder auf die Kantonsstraße, queren mit ihr sogleich die Schienen und zweigen nach der Kirche links ab. Derart rollen die Räder auf die Bahnlinie zu, vor der Sie gut 50 m nach rechts versetzen, die Schienen dann überqueren und gleich danach rechts abbiegen, um den Ort wieder auf einem gut asphaltierten Fahrweg nahe der Bahn zu verlassen.
Der folgende Abschnitt beschert einen kurzen kräftigen Anstieg, doch haben Sie in Eschenz die Höhe schon wieder verloren. Mit ein paar Schlenkern geht es weiter diesseits der Bahntrasse nach Stein am Rhein, wo Sie kurz vor dem Bahnhof rechts abbiegend die Schienen queren, derart zur Kantonsstraße rollen und mittels ihr wenige Meter links/rechts versetzen, um sodann hinunter zur schön geschwungenen Brücke über den Rhein zu rollen.
Stein am Rhein, 413 m ü.N.N., 3.200 Einw., feierte 2007 sein tausendjähriges Bestehen, wobei man sich auf eine Urkunde aus dem Jahre - eben - 1007 berief, in welcher der Name Stein erstmals erwähnt wurde. Allerdings relativierte die Stadt dies ehrlicherweise auf ihrer Website; denn erstens sieht die Urkunde wie ein Formular aus, wobei der Name Stein vor allem wie nachträglich eingetragen wirkt, und zweitens war es zu jener Zeit eher unüblich, Rechtsgeschäfte - öffentliche wie private - schriftlich festzuhalten. Aber sei's drum, irgend etwas muß man ja als Nullpunkt der Stadtgeschichte annehmen; hier eben diese Urkunde.
Dabei kann Stein am Rhein auf eine viel weiter zurückgreifende Geschichte verweisen; denn zum einen sollen schon Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung hier Bauern und Fischer gelebt haben und zum anderen drangen um die Zeitenwende die Römer bis hierher vor. Da die Römer gerne handelten, schließlich hatten sie Luxusgüter zu bieten und benötigten Rohstoffe verschiedenster Art, entstand ein Markt- und Umschlagplatz unweit südöstlich nahe dem heutigen Eschenz. Da die Alemannen immer häufiger in die Provinz einfielen, sicherten die Römer das Terrain durch den Bau des Kastells Tasgetium. Und sie errichteten gar eine Steinbrücke, obwohl das nördliche Ufer seinerzeit kaum besiedelt war.
Aber die Lage war nunmal verlockend, und auch im Mittelalter profitierte Stein am Rhein von der Wasserstraße einerseits und einer wichtigen Landstraße, die hier den Rhein querte, andererseits. 1457 kauften die Bürger ihren hoch verschuldeten Vögten den gesamten Besitz in und um Stein am Rhein ab, so daß sie fortan in einer reichsfreien Stadt lebten, die sich durch ein Bündnis mit Zürich und Schaffhausen auch der Eidgenossenschaft annäherte. Allerdings stand die kleine Stadt immer im Schatten der mächtigeren Nachbarn, und später sorgten die Verlagerung der Verkehrswege und der erst Ende des 19. Jh. erfolgte Anschluß an die Eisenbahn dafür, daß die Entwicklung der Stadt mehr oder weniger stagnierte. Aber dafür bietet Stein am Rhein eine sehr schöne Altstadt, die im 20. Jh. einem neuen Gewerbe zum Erfolg verhalf: dem Tourismus.
Als Startpunkt für einen Rundgang bietet sich das 1542 errichtete Rathaus an, das am östlichen Ende des nach ihm benannten Platzes gelegen und nicht zu verfehlen ist. Auf der südlichen Seite des Platzes sind die schönen Bürgerhäuser mit Erkern und reicher Fassadenbemalung zu finden (s. Foto oben), für die Stein am Rhein bei den Touristen so beliebt ist und die sicherlich schon häufiger fotografiert wurden als die bekanntesten Models der Welt. Zu diesen Häusern zählt auch der Rother Ochsen mit der ältesten Taverne der Stadt - schon 1446 wurde hier den geistigen Getränken gehuldigt.
Wenn Sie vom „Rathausplatz” der Straße mit dem schönen Namen „Understadt” nach Nordwesten folgen, kommen Sie alsbald zum Museum Lindwurm, welches Sie allein schon wegen der auffälligen Fassade nicht verpassen können. Die ältesten Teile des Gebäudeensembles stammen aus dem 13. Jh.; Anfang des 19. Jh. wurde es aber vollständig umgebaut und erhielt dabei auch die heutige Palaisfassade. Im Innern können Sie die bürgerliche Wohnkultur des 19. Jh. studieren - mit typischer Stube und Küche in der Beletage und elegantem Empiresalon im 2. Obergeschoß. Die für Stein typische Durchdringung von städtischer Lebensweise und Landwirtschaft verdeutlicht das Hinterhaus mit Ställen, Getreideboden und Gesindekammern - geöffnet März-Okt. tägl. außer di 10-17 h, Eintritt CHF 5,00, weitere Infos finden Sie unter www.museum-lindwurm.ch.
Zum Rundgang gehört sicherlich auch ein Blick auf die „Schiffländi” (am nordwestlichen Ende der „Understadt” nach dem Untertor links) und damit auf den Rhein. Über die „Schwarzhorngasse” kommen Sie zurück zum „Rathausplatz” und könnten nun noch einen Abstecher zum Klostermuseum St. Georgen erwägen, welches unweit südöstlich des Rathauses zu finden ist. Die Benediktinerabtei St. Georgen wurde Anfang des 11. Jh. gegründet, und unter dem letzten Abt, David von Winkelsheim, entstanden die prächtigsten Gebäude und vor allem Innenausstattungen, darunter der Festsaal mit einem Freskenzyklus von 1515, der zu den frühesten Zeugnissen der Renaissance nördlich der Alpen zählt. 1525 wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgehoben und blieb der Nachwelt insbesondere dank des Einsatzes eines protestantischen(!) Pfarrers erhalten, der es Ende des 19. Jh. erwarb und die Nutzung für eine Schule, als Turnhalle und für einen Industriebetrieb unterband - geöffnet April-Okt. tägl. außer mo 10-17 h, Eintritt CHF 3,00.
Tourist-Service,
Oberstadt 3, 8260 Stein am Rhein,
Fon 052 / 7422090, Fax 052 / 7422091,
E-Mail tourist-service@steinamrhein.ch,
Internet www.steinamrhein.ch.
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Die Altstadt verlassen Sie nach Osten und folgen bald der „Oehningerstrasse” aus der Stadt hinaus. Noch vor dem Ortsende geht es mit Radhinweis halbrechts auf den „Rhigüetliweg” und damit vorbei an einem Bauernhof auf einen Schotterweg, mittels dem Sie alsbald die Staatsgrenze passieren. Bald rollen die Räder wieder auf Asphalt, und so geht es über Stiegen schnurstracks nach Kattenhorn, wo ein kräftiger Anstieg Ihrer harrt.
Wenn Sie den gemeistert haben, biegen Sie rechts auf den Geh- und Radweg an der Landesstraße ein, sausen bald abwärts, und radeln kurz darauf auf der Fahrbahn durch Wangen. Nach dem Ort schließt sich ein langer, sanfter Anstieg an, wofür wieder ein asphaltierter Geh- und Radweg zur Verfügung steht. Später folgt die Entschädigung in Form einer bis zu 12 % steilen Abfahrt, bevor Sie durch Hemmenhofen radeln, wo der Geh- und Radweg auf die linke Straßenseite wechselt. Derart erreichen Sie Gaienhofen, wo Sie beim Campingplatz auf die Fahrbahn der Landesstraße gelenkt werden und ihr durch den Ort folgen.
Damit befinden Sie sich sozusagen im Zentrum der Halbinsel Höri, die sich von Stein am Rhein bis nach Radolfzell entlang des nördlichen Ufers des Untersees und des südlichen Ufers des Zeller Sees erstreckt. Der Name wird darauf zurück geführt, daß im Mittelalter Herrschaftsgebiete auch als Höri bezeichnet wurden (wobei auf die Hörigen zu verweisen ist, die an den Boden gebunden waren und Abgaben an ihren Herrn zu leisten hatten). Manche meinen, daß der Name aber daher rühre, daß Gott, nachdem er die Welt erschaffen hatte, und zwar zuletzt diese schöne Halbinsel, zufrieden seufzte: „Jetzt hör i uff!” - tja, wohl zu schön, um wahr zu sein.
Gesichert ist hingegen, daß zu Beginn des 20. Jh. Künstler die abgelegene Gegend entdeckten. Der erste war Hermann Hesse, der 1904 die Basler Fotografin Maria Bernoulli heiratete und - auf der Suche nach einem einfachen, ländlichen Leben - in Gaienhofen ein altes Bauernhaus mietete. Zwar ließen sie sich schon bald ein eigenes Haus bauen, bewohnten es aber nur von 1907 bis 1912, da es Hesse wieder in die Stadt zog (Hermann-Hesse-Weg 2, 78343 Gaienhofen, Fon 07735 / 440653, Führungen April-Okt. einmal monatlich sa 16 h, Termine unter www.hermann-hesse-haus.de, Eintritt Euro 7,00).
Andere Dichter und Maler fühlten sich hier offensichtlich wohler und blieben länger. Und einige wurden nach der Machtergreifung der Nazis gezwungen, in die 'innere Emigration' zu gehen. Darunter Otto Dix, der 1933 von der Dresdener Kunstakademie entlassen wurde und 1936 in Hemmenhofen das eigens für ihn und seine Familie vom Dresdener Architekten Arnulf Schelcher entworfene Haus bezog und hier bis zu seinem Tod 1969 lebte und arbeitete. Heute dient das Haus als Museum und präsentiert jährlich zwei Wechselausstellungen zum Werk von Otto Dix - geöffnet mi-sa 14-17 h, Otto-Dix-Weg 6, 78343 Hemmenhofen, Fon 07735 / 3151, weitere Infos unter www.museum-haus-dix.de.
Doch wie gesagt, es zog auch andere hierher, bzw. es wurden auch andere gezwungen, sich eine Bleibe abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit zu suchen, da ihre Kunst unter den Nazis als 'entartet' galt. Wenn Sie mehr darüber in Erfahrung bringen möchten, sollten Sie das Hermann-Hesse-Höri-Museum in Gaienhofen besuchen. Es ist in einem ehemaligen Schul- u. Rathaus untergebracht und präsentiert neben einer Gemäldegalerie für die Höri-Künstler die 'Literaturlandschaft Höri', so daß beide Kunstrichtungen gewürdigt werden - geöffnet Mitte März - Okt. di-so 10-17 h, Eintritt Euro 3,00, Kapellenstraße 8, 78343 Gaienhofen, Fon 07735/81837, weitere Infos finden Sie unter www.hermann-hesse-hoeri-museum.de.
Kultur- und Gästebüro,
Im Kohlgarten 1, 78343 Gaienhofen,
Fon 07735 / 818-23, Fax 07735 / 818-18,
E-Mail info@gaienhofen.de,
Internet www.gaienhofen.de.
Tourismus Untersee e.V.,
Im Kohlgarten 2, 78343 Gaienhofen,
Fon 07735 / 9190-55, Fax 07735 / 9190-56,
E-Mail info@tourismus-untersee.de,
Internet www.tourismus-untersee.de.
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In Gaienhofen ist ein kleiner Anstieg zu bewältigen, bevor es rechts in die Straße „Im Bänkle” geht, der Sie bis zu einem Parkplatz folgen, vor dem die Route rechts abknickt und auf Schotter abwärts leitet, bevor links Asphalt vorbei am Campingplatz führt. In Hornstaad wartet wieder eine recht ordentliche Steigung auf Sie, und Sie biegen, wenn Sie diese gemeistert haben, rechts ab. Nach einem Linksschwenk leitet der Bodensee-Radweg mal auf Schotter, mal auf Asphalt nach Iznang. Am Dorfplatz geht es links und sofort danach scharfrechts („Lange Gasse”), bevor Sie im Ort noch zweimal halblinks abbiegen – alles solide beschildert. Danach setzen Sie dort Fahrt zunächst auf gutem Schotter, später Asphalt fort und radeln nach Moos.
Tourist-Information,
Bohlinger Straße 18, 78345 Moos,
Fon 07732 / 999617, Fax 07732 / 999620,
E-Mail touristik@moos.de,
Internet www.moos.de.
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Am dortigen Ortsende werden Sie an die Landesstraße herangeführt und folgen dem asphaltierten Geh- und Radweg entlang der Pappelallee nach Radolfzell, wo an einer Gabelung die Radhinweise signalisieren, daß es geradeaus ins Zentrum von Radolfzell und nach Ludwigshafen ginge, während die Strecke halbrechts zum See und nach Konstanz führe. Ich empfehle die Variante rechts, denn so können Sie noch eine Weile an der Seepromenade entlang radeln, bevor die Route bald nach dem Bahnhof ein wenig ansteigt und zur „Scheffelstraße” leitet. In diese biegen Sie links ein und verlassen sie schon bald mit Tick links („Obertorstraße”), um in die Stadtmitte zu fahren.
Radolfzell, 398 m ü.N.N., 30.300 Einw., verdankt seinen Namen dem Bischof Radolf von Verona, der hier 826 die Cella Ratoldi gründete, und da paßt es doch ganz gut, daß Sie - kaum in der Stadtmitte angelangt - vor dem Münster stehen. Bischof Radolf sorgte übrigens auch für die 'Hausherren' von Radolfzell, indem er die Gebeine von Theopontus und Senesius (in Kleinasien beheimatete Märtyrer) hierher bringen ließ. Im 11. Jh. kamen noch Gebeine des Veroneser Bischofs Zeno hinzu, und damit hatte die Bevölkerung gleich drei Stadtheilige, die in Notzeiten als himmlische Fürsprecher angerufen werden konnten.
Wenn Sie mehr über die Stadtgeschichte erfahren möchten, sollten Sie westlich des Münsters links der „Seetorstraße” folgen, wo sich im Hause Nr. 3 in der alten Stadtapotheke das Stadtmuseum befindet - geöffnet di-so 10-12.30 & 1418 h, do -20 h, Eintritt Euro 4,00. Das mit der alten Apotheke ist übrigens wörtlich zu nehmen; denn rund 300 Jahre lang wurde hier eine Apotheke betrieben, und Sie können noch heute den biedermeierlichen Verkaufsraum mit der Einrichtung aus Kirschbaumholz und kostbaren Apothekengläsern aus Böhmen sowie Buchsbaumgefäßen bestaunen. Im 2. OG präsentiert das Museum ein Spitzweg-Kabinett, was allein insofern passend ist, als daß Spitzweg selbst Apotheker war. Zudem ist es ein weiterer Hinweis auf die Zeit des Biedermeiers, als man sich im deutschsprachigen Raum nach der Restauration durch den Wiener Kongreß (1814/15) ins Private zurückzog und dem Weltschmerz hingab - womit nicht gesagt werden soll, daß Spitzwegs Gesamtwerk nicht darüber hinausreicht.
1848/49er hatte das Volk aber die Nase gestrichen voll und kämpfte für die Freiheit. Die Preußen machten dem - auch in Radolfzell - ein Ende und besetzten die Stadt von Okt. 1849 bis Nov. 1850. 'Natürlich' verboten sie auch die Fasnacht und hatten wohl nicht mit der Widerborstigkeit der Bürger gerechnet. Ein gewisser Xaver Deschle soll jedenfalls den Kommandanten um die Erlaubnis gebeten haben, 'wenigschtens maschgiert zum Kriizschtok usigucke z'dürfe', was ihm gewährt wurde. Also baute er einen Kreuzstock, bemalte ihn und versah ihn mit Vorhängen, bevor er im Narrenhäs samt fröhlich lärmender Kinderschar durch die Gassen zog. Da konnten die Preußen nicht anders, als gute Miene zum (bösen) Spiel zu machen. Dem wegen seiner Kopfbedeckung 'Kappedäschle' genannten Schalk hat die Stadt 1977 einen Brunnen gewidmet.
Seit 1875 ist Radolfzell übrigens Sitz eines weltbekannten Unternehmens, nämlich der Schiesser AG. Der Schweizer Jacques Schiesser mietete für seine Produktion von Trikotagen zunächst den Tanzsaal im Gasthaus 'Zum Schwert', konnte aber schon ein Jahr später eine eigene Fabrik errichten. Nach nur vier Jahren zählte das Unternehmen bereits 280 Mitarbeiter, unterhielt bald Zweigwerke und exportierte bis nach Fernost. Auf der Pariser Weltausstellung 1901 erhielt Schiesser gar den 'Grand Prix' für mehrere Patente.
Der Erste Weltkrieg brachte den Export zum Erliegen, in den 20er Jahren führten Inflation und Weltwirtschaftskrise zu Werksschließungen, aber nach dem Zweiten Weltkrieg blühte die Firma wieder auf: Schon bald hatte sie 1.000 Mitarbeiter in Deutschland und gründete erneut Filialen im Ausland. 1996 beschäftigte Schiesser weltweit etwa 7.000 Mitarbeiter, geriet dann aber in eine schwere Krise und reagierte mit einer vollständigen Verlagerung der Produktion u.a. nach Tschechien und Griechenland. In Radolfzell befinden sich heutzutage aber noch die Firmenzentrale, das Marketing und der Vertrieb, und man orientiert sich noch immer an dem Motto 'paßt wie eine zweite Haut', was Sie gern in einem Geschäft Ihrer Wahl überprüfen dürfen; und wer sich vorab über das aktuelle Angebot des Unternehmens informieren will, kann das unter www.schiesser.com tun.
Tourist-Information,
Bahnhofsplatz 2, 78315 Radolfzell,
Fon 07732 / 81-500, Fax 07732 / 81-510,
E-Mail touristinfo@radolfzell.de,
Internet www.radolfzell.de.
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Die Stadtmitte sollten Sie mittels der „Obertorstraße” verlassen, um sodann links auf den Geh- und Radweg der Straße namens „Luisenplatz” abzuzweigen. Schon bald erreichen Sie derart einen Kreisverkehr und wählen die Möglichkeit geradeaus mit Tick links („Konstanzer Straße”), um nach der Brücke über die Eisenbahn und der entsprechenden Abfahrt mit Radhinweis rechts/links in die „Reichenaustraße” zu versetzen. Kurz vor dem Ende dieser Straße biegen Sie halbrechts ab (zurzeit der Recherchen fehlte dort ein Radhinweis, weil sich diesen vermutlich ein Souvenirjäger unter den Nagel gerissen hatte – was für eine Unsitte!) und radeln sodann weiter nach Markelfingen, wo Sie beim Sportplatz rechts in die „Gnadenseestraße” abbiegen. So geht es zur T-Kreuzung mit der „Unterdorfstraße” und mittels dieser links/rechts versetzend zum breiten, asphaltierten Weg neben der Landstraße.
Gleich nach dem Ortseingang von Allensbach, versetzt der Bodensee-Radweg links/rechts, so daß Sie parallel zur Hauptstraße geruhsamer fahren können. Noch vor der Ortsmitte geht es rechts in die „Schmittengasse”, nach dem Queren der Hauptstraße weiter auf der „Brunnengasse” und so mit einem Linksbogen zum „Rathausplatz”.
Die Bürger von Allensbach, 400 m ü.N.N., 7.100 Einw., können es wahrscheinlich schon lange nicht mehr hören, wenn sie andernorts nach ihrer Herkunft befragt werden und nach entsprechender Auskunft beinahe erstaunt nachgefragt wird: 'Allensbach? Da wo die Umfragen herkommen?'. Aber es ist nunmal so, berühmt ist der Ort ob des Instituts für Demoskopie Allensbach, welches (u.a.) in einem ehemaligen Bauernhaus aus dem 17. Jh. residiert. Daß das Institut in Allensbach angesiedelt ist, verdankt sich einer Kette von glücklichen Umständen, wie zum Beispiel dem, daß Frau Prof. Dr. Elisabeth Noelle und ihr erster Ehemann Erich Peter Neumann 1947 in Allensbach ein Haus zur Miete angeboten bekamen. Der Vermieter arbeitete als Übersetzer für die französische Besatzungsmacht, die sich fragte, wie es denn um die deutsche Jugend bestellt sei. Der Vorgesetzte des Übersetzers hatte gerade ein Buch über die Meinungsforschung in den USA gelesen, und wollte nun gern die Autorin mit einer Umfrage beauftragen. Also sollte der Übersetzer herausfinden, wo die Frau lebte, was leicht zu beantworten war, denn die Autorin war seine Mieterin Frau Noelle.
Mit der kleinen Erzählung soll nun nicht gesagt werden, daß Allensbach nur für Statistiker, Soziologen etc. interessant wäre. Nein, nein, der Ort hat mehr zu bieten, z.B. eine lange Geschichte; denn Allensbach wurde bereits im Jahre 724 in der Gründungsurkunde des Klosters Reichenau erwähnt. Wenn Sie mehr darüber in Erfahrung bringen wollen, sollten Sie das Heimatmuseum am Rathausplatz besuchen - geöffnet Mitte Mai - Mitte Okt. sa 10-12 h, Mitte Juni-Aug. auch di 17-19 h & do 10-12 h, weitere Infos unter www.museum-allensbach.de.
Außerdem kann Allensbach auf ein reges kulturelles Leben verweisen und veranstaltet z.B. auf der Seebühne die Seegartenkonzerte, wozu auch die Reihe Jazz am See gehört - übrigens nach dem Motto 'umsonst und draußen'! Das aktuelle Programm finden Sie auf der Website www.allensbach.de.
Manch einen Velofahrer wird mehr interessieren, daß es mitten im Ort - bescheiden formuliert - gutes Eis gibt; sehr viele Mitmenschen sind gar der Ansicht, daß es das beste Eis weit und breit sei. Unsere Jungs waren auch dieser Meinung und kaum wieder zum Rad fahren zu bewegen. Und apropos Rad fahren: Wenn Sie in Betracht ziehen, die Insel Reichenau aufzusuchen, dann können Sie sich ein weniger schönes Stück an der B 33 ersparen und mit dem Schiff übersetzen; denn die MS Gnadensee verkehrt von April - Mitte Oktober mehrmals täglich und transportiert Sie und Ihr Velo für zusammen Euro 4,00 - weitere Infos unter www.schifffahrtbaumann.de.
Nun könnte ich es genug sein lassen, aber eine 'Entdeckung' von Frau Elisabeth Noelle muß hier noch wiedergegeben werden, insbesondere vor dem Hintergrund, daß viele schon einmal den Eindruck gehabt haben werden, daß das, was das Institut veröffentlichte, nicht stimmen könnte: „Die Menschen fürchten, sich die Mißbilligung ihrer Umgebung einzuhandeln (wenn sie eine abweichende Meinung äußern – Anmerk. der Red.). Aus Furcht, sich zu isolieren, verstummen sie, das heißt, sie vertreten ihre Meinung nicht mehr oder nur noch sehr zurückhaltend in der Öffentlichkeit. Dadurch erscheint ihre Position schwächer, als sie tatsächlich ist. Wer sich dagegen mit seiner Meinung von seiner Umgebung bestätigt fühlt, wird mutiger und wird seine Position um so lauter und selbstbewußter vertreten, was die Position stärker erscheinen läßt. So wird die eine Seite immer selbstbewußter und öffentlich dominierender, während die andere Seite mehr und mehr in ängstliches Schweigen verfällt.” (Zitiert nach Tilmann P. Gangloff in der taz vom 15.12.06.)
Kultur- und Verkehrsbüro,
Konstanzer Str. 12, 78476 Allensbach,
Fon 07533 / 801-34, Fax 07533 / 801-36,
E-Mail tourismus@allensbach.de,
Internet www.allensbach.de.
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Auf der Hauptstraße verlassen Sie die Ortsmitte, zweigen aber schon wenige Meter weiter direkt vor dem Bahnhof rechts ab, um noch eine Weile ruhig zu radeln, bevor es nach dem Campingplatz abrupt links, unter der Eisenbahn her und hügelan zur B 33 geht. Sodann ist bis Hegne quasi Standstreifenradeln angesagt; denn der Bodensee-Radweg verläuft unmittelbar parallel zur B 33. Beim Bahnhof von Hegne werden Sie aber erlöst, versetzen rechts/links auf einen Schotterweg und dürfen eine Weile abseits der Bundesstraße radeln.
Bei einem Gebäude gelangen Sie an eine Asphaltierte und folgen dieser zurück zur B 33, um nun wie zuvor direkt an ihr entlang zu fahren. Damit Sie den regen Kfz-Verkehr so richtig genießen können, dürfen Sie alsbald kurz steil aufwärts radeln, um die Eisenbahn zu überqueren und danach abwärts zu rollen, bevor wenig später der Abzweig zur Insel Reichenau erreicht wird.
Die Insel Reichenau, 398 m ü.N.N., 3.300 Einw. (zur Gemeinde Reichenau zählen weitere 1.700 Einw. auf dem Festland), können Sie bequem auf dem Rad-Rundwanderweg erkunden und kommen dabei automatisch an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Die erste benutzen Sie schon bei der Fahrt auf die Insel: Der Damm stellt seit 1838 eine feste Verbindung zum Land her und wird von der Pappelallee gegen Unterspülung gesichert. Noch während der Überfahrt passieren Sie die Burgruine Schopflen aus dem 13. Jh.; einst diente die Burg dem Schutz des Inselzugangs, wobei mit Zugang eine Untiefe des Sees gemeint war – eine Überquerung trockenen Fußes war nur bei Niedrigwasser möglich.
Nachdem Sie auf der Insel angelangt das Ortseingangsschild passiert haben, biegen Sie gemäß Fahrradpiktogramm rechts auf einen passabel beradelbaren Schotterweg ab und kommen so im Ortsteil Oberzell alsbald zur nächsten Sehenswürdigkeit, nämlich der Kirche St. Georg. Ende des 9. Jh. wurde sie erbaut und ist für ihre über 1.000 Jahre alten Wandmalereien, die die Wunder von Jesus Christus darstellen, berühmt. Ihre Erhaltung (und sorgfältige Restaurierung) war mit ein Grund dafür, daß die Insel Reichenau im Jahre 2000 in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen wurde.
Die asphaltierte „Seestraße” führt – vorbei an unzähligen Gärtnereien – zum Ortsteil Mittelzell, wo Sie nach einer Weile rechts in die „Hermannus-Contractus-Straße” abbiegen, womit das einstige geistliche Zentrum der Insel erreicht ist; denn 724 gründete der Wanderbischof Pirminius (Geburtsort und Herkunft unbekannt, geboren um 670, gestorben 753) die Benediktinerabtei Reichenau und konnte dank wohlwollender Unterstützung der Karolinger dafür die ganze Insel in Besitz nehmen. Unter den folgenden Äbten erlebte das Kloster eine Blütezeit, es wurde eine Gelehrtenschule eingerichtet, das Münster St. Maria und Markus erbaut, 888 dort sogar Kaiser Karl III. (genannt Karl der Dicke, ostfränkischer König 876-887, König von Italien 879-887, westfränkischer König 885-887 und Römischer Kaiser ab 881 – nette Karriere, oder?) begraben, der sog. St. Galler Klosterplan erarbeitet (eine Idealvorstellung von einem Benediktinerkloster und einzige große architektonische Zeichnung in Europa zwischen dem Ende des Römischen Reiches und dem 13. Jh.), und manche Äbte dienten quasi nebenberuflich auch noch als Erzieher der karolingischen Prinzen sowie als Diplomaten.
Doch nichts bleibt, wie es ist, und so folgte nach 1200 der allmähliche Niedergang. Im 14. Jh. soll der klösterliche Besitz sogar zeitweilig vollständig verpfändet gewesen sein, und da verwundert es nicht, daß im 16. Jh. die Übertragung an den Bischof von Konstanz erfolgte und das einst so glorreiche Kloster Reichenau nur noch als Verwaltungsstelle des Bistums diente.
In Mittelzell befindet sich auch das Museum Reichenau, wo Sie sich näher über das 'Goldene Zeitalter' der Insel, aber auch über die Struktur der Landwirtschaft einst (Weinbau) und heute (Gemüsebau), das Brauchtum auf der Insel und bäuerliche Wohnformen informieren können – Ergat 1-3, geöffnet April-Okt. di-so 10.30-16.30 h, im Juli & Aug. -17.30 h, Eintritt 2,00 €.
Der Rad-Rundweg folgt – vorbei am Jachthafen – weiter der „Hermannus-Contractus-Straße”, und Sie biegen nach einem Linksbogen rechts ab („Schulstraße”), bevor es wenige Meter weiter halbrechts in die „Strandbadstraße” geht. Gleich darauf schlagen Sie Haken, indem Sie zweimal kurz nacheinander links/rechts versetzen, um so vorbei an Sportplätzen wieder näher an das Seeufer zu gelangen. Wieder vorbei an diversen Gärtnereien geht es im Zickzackkurs – immer solide beschildert – schließlich auf der „Fischergasse” im Ortsteil Niederzell zur dritten Kirche der Insel: St. Peter und Paul. Der Vorläufer des heutigen Baus wurde 799 geweiht, aber im 12. Jh. abgerissen. Der 'Neubau' ist nun also auch schon über 800 Jahre alt und muß sich daher nicht hinter anderen Gotteshäusern verstecken.
Von der Kirche aus rollen die Räder zu einer T-Kreuzung, wo Sie links in die „Niederzeller Straße” einbiegen und ihr folgen, bis die Vorfahrt nach links abknickt. Dort geht es geradeaus in die Straße namens „Zum Sandseele”, so bis zu einem Parkplatz und dort rechts an einem Campingplatz entlang. Nach einem Versatz rechts/
links kommen Sie kurz direkt ans Seeufer, entfernen sich aber alsbald wieder von diesem, während die Räder nun mal auf Schotter, mal Asphalt erneut an großen Gärtnereien vorbei rollen – na? Läuft Ihnen ob des Gemüses und Obstes schon das Wasser im Mund zusammen? Kein Problem; denn alsbald verengt sich der Weg, Sie sollen sogar absteigen und schieben, bevor Sie die Schiffslände erreichen, wo Gasthäuser eine Stärkung ermöglichen.
Ach so, und wenn Sie über Nacht bleiben sowie in der Hauptsaison reisen, können Sie sich die Inseltour vielleicht auch noch mit einem Theaterabend versüßen; denn alljährlich führt das Theater auf der Insel Freilicht- und Glashausspiele im Schloßpark Königsegg in Mitterzell auf. Glashausspiele? Ja, denn bei schlechtem Wetter finden die Aufführungen nicht im Schloßpark, sondern in einem nahe gelegenen Treibhaus statt, wobei Glashaus natürlich besser klingt. Information und Kartenverkauf bei der Tourist-Information; Programminfos finden Sie auf der Website www.reichenau.de und weiter unter -> Tourismus -> Veranstaltungen.
Der Rad-Rundweg führt im Übrigen von der Schiffslände weiter auf dem „Thurgauer Weg”, schlägt wieder Haken und leitet bald auf der „Markusstraße” etwas aufwärts zu einer vorfahrtberechtigten Straße. Dieser folgen Sie rechts, wählen die zweite links („Moosweg”) und radeln sodann genüßlich auf einspurigem Asphalt durch die Felder sowie vorbei am deutlich höher gelegenen 'Aussichtspunkt Hochwart'. Bald nachdem Sie im Ortsteil Oberzell eine Vorfahrtstraße gerade gequert haben, werden Sie nach links gelenkt, biegen wenige Meter weiter rechts in die „Abt-Hatto-Straße” ein und stoßen sodann auf die Landstraße, deren Geh- und Radweg zurück auf den Damm und damit zum Festland führt.
Tourist-Information,
Pirminstraße 145, 78479 Insel Reichenau,
Fon 07534 / 9207-0, Fax 07534 / 9207-77,
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Nach dem Abzweig zur Insel Reichenau geht es weiter wie zuvor, also immer entlang der B 33. In Konstanz bleibt es dabei, so daß die Orientierung leicht fällt – allerdings
nerven die vielen Kfz auf die Dauer ziemlich! Wenn Sie in die Altstadt möchten, zweigen Sie erst an der dritten Rheinbrücke rechts ab („Konzilstraße” – gut daran zu erkennen, daß erstens hier auch die Bahn den Fluß quert und zweitens jenseits der nebenstehende Rheintorturm – ein Rest der Stadtbefestigung – zu sehen ist). D.h. Sie überqueren den Rhein, womit schon auf eine Besonderheit von
Konstanz, 405 m ü.N.N., 81.200 Einw., hingewiesen wäre; denn die Altstadt liegt vollständig links des Rheins und damit quasi auf der schweizerischen Seite. Dazu paßt auch, daß sich die Konstanzer in der zweiten Hälfte des 15. Jh. darum bemühten, Mitglied der Eidgenossenschaft zu werden, was aber seitens der ländlichen Kantone abgelehnt wurde, da diese eine Übermacht der Städte fürchteten. Offenbar ahnten die Konstanzer schon, was ihnen bevorsteht; denn 1527 traten sie zum Protestantismus über und schlossen sich bald dem Schmalkaldischen Bund (der Reformierten) an, der aber 1547 vernichtend geschlagen wurde. In der Folge geriet Konstanz unter die Fittiche der Habsburger, wurde rekatholisiert und verblieb bei Österreich bis 1805.
Der Glaube spielte schon zuvor in der Konstanzer Geschichte eine besondere Rolle; denn von 1414 bis 1418 fand das Konzil von Konstanz statt, welches das sog. Abendländische Schisma, die Konkurrenz von bis zu drei Päpsten lösen sollte. Das klappte auch, und zwar indem zunächst Papst Johannes XXIII., der sinnigerweise das Konzil eröffnet hatte, im Mai 1415 abgesetzt wurde. Dem nächsten erging es nicht besser; denn im Juli berief der zuvor konkurrierende Papst Gregor XII. ein neues Konzil ein, wollte dessen Stellung über dem Papst nicht anerkennen und wurde prompt ebenso abgesetzt. Nun verblieb noch Papst Benedikt XIII., der aber nach Spanien floh und im Juli 1417 abgesetzt wurde. Mit der Wahl von Martin V. im November 1417 war das Problem denn auch schon fast gelöst; man mußte nur noch den Tod von Benedikt XIII., der die Abwahl nicht akzeptierte, und seiner beiden Nachfolger abwarten... (Müssen Sie etwa auch unwillkürlich an eine Redewendung denken, die in einem bestimmten gallischen Dorf gern verwendet wird?)
Nun denn, vielleicht fragen Sie sich auch, warum ich mich so lang und breit darüber auslasse. Die Bedeutsamkeit des Konzils von Konstanz kann man nämlich auch noch in etwas anderem sehen; denn neben dem Hin und Her um die Päpste fand man durchaus die Zeit, sich mit Abweichlern zu beschäftigen. Jan Hus (1370-1415) war so einer; denn er stützte sich auf die Lehre von John Wycilf (geb. ca. 1330, gestorben 1384), der die politischen Ansprüche der Päpste ablehnte und vor allem von Angehörigen der Kirche ein Leben in urchristlicher Bescheidenheit verlangte. Jan Hus kritisierte entsprechend in seinen Predigten die Habgier des Klerus und das lasterhafte Leben der Moralprediger; und da er Beispiele namentlich benannte, wurde er alsbald seiner Ämter enthoben. Weil man so einen derart aber nicht zum Schweigen bringt, wurde er schließlich zum Konzil in Konstanz bestellt und schon nach kurzem Aufenthalt im Dominikanerkloster (heute Hotel) gefangen genommen. Im Juli 1415 verurteilte man ihn als Ketzer und verbrannte ihn zusammen mit seinen Schriften auf dem Scheiterhaufen.
Daran, wie recht die Kritiker des Klerus hinsichtlich dessen Laster hatten, erinnert heute am Hafen von Konstanz die über 9 m hohe, auf einer Pegelmeßstation stehende schöne Imperia. Geschaffen wurde sie vom Bildhauer Peter Lenk, und damit Sie ihre Attraktivität bewundern können, dreht sie sich innerhalb von drei Minuten einmal um sich selbst. Imperias Dekolleté sollte Sie aber nicht von den beiden Figuren ablenken, die auf ihren Händen sitzen und für weltliche und kirchliche Macht stehen. Vermeintliche Macht muß man wohl sagen; denn Honoré de Balzac schildert in einer seiner Tolldreisten Geschichten die schöne Imperia als Geliebte von Kardinälen, Fürsten und sonstigen Würdenträgern, die ihren Reizen verfallen sind. Historisch belegt ist die Schöne für die Zeit des Konzils nicht, aber glaubwürdig ist die Erzählung allemal, oder?
Wenn Sie mehr über die Stadtgeschichte in Erfahrung bringen möchten, sollten Sie einen Besuch des Rosgartenmuseums in Erwägung ziehen, welches in der Altstadt in der Rosengartenstraße 3-5 zu finden ist und di-fr 10-18 h sowie sa & so 10-17 h geöffnet ist. Interessieren Sie sich mehr (oder auch) für Leben und Werk von Jan Hus, empfiehlt sich ein Besuch des Hus-Museums - Hussenstraße 64, geöffnet April-Sept. di-so 11-17 h, übrige Zeit -16 h.
Steht Ihnen der Sinn mehr nach Kunstgenuß, kommt vielleicht eher die Städtische Wessenberg-Galerie infrage, deren Schwerpunkt auf südwestdeutscher Kunst des 19. & 20. Jh. liegt - geöffnet di-fr 10-18 h, sa & so 10-17 h. Die Galerie gehört zum Gebäudekomplex des Kulturzentrums am Münster, womit auch gleich auf die wichtigste kirchliche Sehenswürdigkeit hingewiesen ist. Im Übrigen bietet Konstanz eine gut erhaltene Altstadt, die zum Shoppen und Flanieren geradezu einlädt. Und wegen der Universität sowie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung gibt es auch eine rege Kultur- und Kneipenszene, die großstädtisches Flair verbreitet - eine durchaus angenehme Abwechslung nach all den hübschen kleinen Orten am See.
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Fon 01805 / 133030, Fax 07531 / 133080,
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