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Bodensee-Radweg :: Etappe 3
Meersburg - Hagnau - Immenstaad - Friedrichshafen - Eriskirch - Langenargen - Kressbronn - Nonnenhorn - Wasserburg - Lindau (44 km)
Start: |
Unterstadt in Meersburg. |
Strecke: |
Auf dem Abschnitt bis Friedrichshafen müssen Sie viel Kfz-Verkehr ertragen, da die Route teilweise entlang der Bundesstraße B 31 verläuft. Nach Friedrichshafen wird zum Ausgleich eine weitgehend verkehrsfreie Führung geboten. |
Ziel: |
Bahnhofplatz in Lindau. |
Downloads: |
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für GPS-Geräte/Kartenprogramme |
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für die TOP 200 (topografische Karte 1:200.000) |
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auf der Basis der TOP 200 (topografische Karte 1:200.000), hier im Maßstab 1:150.000 |
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mit Kurzbeschreibung der Strecke sowie Hinweisen zu Orten, Sehenswürdigkeiten und Gastronomie. |
Der Bodensee-Radweg führt auf der „Unterstadtstraße” durch Meersburg und verläuft hernach geradezu auf der Straße namens „Uferpromenade”, so daß die Räder beständig auf Asphalt und nahe dem Bodensee nach Hagnau rollen. Dort folgen Sie einfach dem Verlauf der Straße, bis die Route direkt vor dem Kurpark links abknickt, durch das Tor des Rathauses ein wenig hügelan Richtung Kirche leitet, aber noch davor rechts abzweigt und sodann auf der „Strandbadstraße” aus dem Ort hinausführt. Derart kommen Sie zu Campingplätzen, werden dort bald links und kurz steil aufwärts dicht an die B 31 herangeleitet, zweigen dort rechts ab und radeln noch eine ganze Weile sanft ansteigend auf den 'Schloßkirchberg'.
Mit der Ruhe ist es erstmal vorbei, denn die B 31 wird rege frequentiert, dafür gelangen Sie ohne Orientierungsprobleme nach Immenstaad, wo der Bodensee-Radweg mitten durch die Stadt führt. Danach geht es weiter wie zuvor, d.h. immer an der Bundesstraße entlang und durch die Ortsteile Fischbach, Manzell und Seemoos nach Friedrichshafen. Nachdem mit einem weiten Bogen die Eisenbahn überquert wurde, verlieren Sie deutlich an Höhe und achten auf die Führung des Geh- und Radwegs; denn bald verlaufen beide getrennt nebeneinander, dann wieder gemeinsam und danach wieder getrennt. Kurz darauf zweigt rechts der „Schwanenweg” ab – Radhinweis vorhanden –, und Sie versetzen rechts/links über die Schienen hinweg, um sodann entlang der Bahn zu radeln.
Nach einer Weile steigt die Strecke ein wenig an, bevor es mit Radhinweis halbrechts und damit wieder abwärts geht. Mit einem Linksbogen gelangen Sie an eine Kreuzung, biegen rechts in die für Radfahrer freigegebene Einbahnstraße in Gegenrichtung ein und fahren so direkt auf das Schloß und die Schloßkirche zu. Davor geht es links und bald mit einem Tick links bis zu einer Vorfahrtstraße, die Sie queren, um jenseits durch die Grünanlagen zur „Friedrichstraße” zu fahren, auf deren Radweg Sie schon bald bis auf die Höhe des Bahnhofs gelangen, wo auch die Tourist-Information zu finden ist.
Friedrichshafen, 400 m ü.N.N., 58.100 Einw., verdankt seinen Namen dem ersten württembergischen König Friedrich I., der die durch Krieg und Plünderung verarmte und 1810 durch den Pariser Vertrag an Württemberg gegangene einstige freie Reichsstadt Buchhorn zusammen mit der vom Kloster geprägten Ortschaft Hofen 1811 zu „Schloß und Stadt Friedrichshafen” erklärte. Entsprechend kümmerte man sich um die 'junge' Stadt, gestattete ihr einen Freihafen für den Handel mit der Schweiz, erwählte sie zur königlichen Sommerresidenz (und ließ sich dafür das Kloster in Hofen herrichten), sorgte für einen Bahnanschluß nach Stuttgart (1847) und die Eisenbahnfähre nach Romanshorn (1869). Dafür war der Grundstein für den Aufschwung gelegt, und bis zur Jahrhundertwende bestimmten der Handel, die Staatsbahn und der Zoll sowie der Fremdenverkehr im Dunstkreis der Sommerresidenz das Geschehen.
Sodann trat mit Ferdinand von Zeppelin ein neuer Akteur auf, der die industrielle Entwicklung von Friedrichshafen bestimmen sollte; denn am 2. Juli 1900 erhob sich sein Luftschiff LZ 1 erstmals. In der Folge siedelten sich weitere Betriebe an, z.B. 1912 die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH von Wilhelm Maybach (ja, ja, das sind die, die später mit ihren Luxuskarossen weltberühmt wurden), 1913 die Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH zur Herstellung von Wasserstoff für die Zeppeline und 1915 die Zahnradfabrik Friedrichshafen. Einer Ausgründung des Zeppelin-Werks verdankt Friedrichshafen zudem die Dornier-Werke; denn das Büro Dornier beschäftigte sich zuvor bei Zeppelin mit dem Metallflugzeugbau. Langer Rede, kurzer Sinn: Die noch heute die örtliche Wirtschaft bestimmenden Unternehmen haben alle ihren Ursprung in jener Zeit, und dazu zählt natürlich auch eine Neugründung von 1993: Die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH, die die halbstarren Hybridluftschiffe vom Typ Zeppelin NT entwickelt und herstellt.
Vor diesem Hintergrund gehört ein Besuch des Zeppelin-Museums zum Pflichtprogramm. Zu finden ist es im Hafenbahnhof (Seestraße 22), und es präsentiert - wen wundert's - die weltgrößte Sammlung zur Geschichte der Luftschifffahrt. Hauptattraktion ist die rund 40 m lange Rekonstruktion eines Teils der 'Hindenburg' in Originalgröße, das auch betreten werden kann. Zudem können Sie sich anhand eingerichteter Passagierräume einen Eindruck davon verschaffen, welch hohe Reisekultur zur Zeit der 'Silbernen Riesen' gepflegt wurde. Wer mag, stärkt sich sodann im Museumsrestaurant mit großzügiger Terrasse und traumhaftem Ausblick auf den Bodensee sowie die Bergwelt, bevor Sie sich vielleicht im 2. OG auch die Sammlung zur Kunst des Bodenseeraums vom Mittelalter bis zur Gegenwart anschauen - geöffnet Mai-Okt. di-so 9-17 h, Nov.-April 10-17 h, Juli-Sept. auch mo, weitere Infos unter www.zeppelin-museum.de.
Zur Entspannung bietet sich hernach ein Spaziergang an der Uferpromenade an, die bis zur Schloßkirche reicht. Da am Ufer auch einige Lokalitäten beheimatet sind, findet sich dort vielleicht auch noch ein angenehmes Plätzchen für den Abend, so daß Sie mit Blick auf den See und die Alpen den Tag ausklingen lassen können - vorausgesetzt Petrus spielt mit, aber nach meiner Erfahrung meint er es eigentlich immer gut mit den Velofahrern, das bißchen Gegenwind zählt doch nicht.
Und apropos Velofahrer: Mancherorts scheinen wir inzwischen zu einer begehrten Spezies zu gehören; Friedrichshafen jedenfalls bietet unsereins eine sog. bikecard an. Diese erhält kostenlos, wer über die Tourist-Information mindestens drei Übernachtungen für mindestens zwei Personen bucht. Neben verschiedenen Vergünstigungen (wie z.B. freier Eintritt in das Zeppelin-Museum) schließt die bikecard auch eine Eintrittskarte für den Publikumstag der EUROBIKE ein, die alljährlich Anfang September stattfindet, so daß man einen Messebesuch sehr gut mit Touren am Bodensee verbinden kann.
Tourist-Information,
Bahnhofplatz 2, 88045 Friedrichshafen,
Fon 07541 / 30010, Fax 07541 / 72588,
E-Mail tourist-info@friedrichshafen.de,
Internet www.friedrichshafen.info.
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Der Bodensee-Radweg führt von der „Friedrichstraße” aus halbrechts in die „Karlstraße”, die mit einem Linksbogen durch die Fußgängerzone – u.a. vorbei am Zeppelin-Museum – bis zur Unterführung zum Busbahnhof leitet, wo es mit Links-/Rechtsschwenk zur „Eckener Straße” geht. Kurz müssen Sie noch auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg fahren, doch dann steht ein Velostreifen auf der Fahrbahn zur Verfügung. Wenn nach einer Weile wieder ein Radweg auf Bürgersteigniveau geboten wird, ist das das Zeichen, daß die Route wenige Meter weiter mit Radhinweisen nach Eriskirch und Lindau rechts/links versetzt.
Auf Asphalt rollen die Räder bis zu einer Linkskurve, in der Sie rechts abbiegen, um parallel zu einer Schienentrasse die Stadt zu verlassen. Nach den letzten Häusern schließt sich eine passabel beradelbare Schotterbahn an, und so radeln Sie eine ganze Weile, bis sich bei Eriskirch der Weg zweimal kurz nacheinander ein wenig nach rechts von den Schienen entfernt, dann aber links abknickt, um wieder an die Gleise heranzuführen. Das kann als Zeichen dafür gewertet werden, daß es nun an der Zeit ist, in den Ort zu fahren; denn im ehemaligen Bahnhofsgebäude von
Eriskirch, 400 m ü.N.N., 4.700 Einw., befindet sich seit 1994 ein Naturschutzzentrum, welches sich in einer Dauerausstellung der Tier- und Pflanzenwelt im und am Bodensee widmet (geöffnet April-Sept. di-so 14-17 h, fr auch 9-12 h; Okt.-März di-do 14-16 h, fr 9-12 h & so 14-17 h). Anhand eines dreidimensionalen Modells können Sie einen Blick in die Unterwasserlandschaft des Bodensees werfen und erfahren, daß er eigentlich aus zwei sehr unterschiedlichen Seen besteht. Damit niemandem langweilig werden muß, wird auch ein 'Umweltkrimi' erzählt, in dem der Mensch durch ungereinigte Abwässer die Gesundheit des Sees bedrohte und fast zu spät damit begann, Kläranlagen zu bauen, um die Katastrophe doch noch abwenden zu können.
Außerdem können Sie sich über das Naturschutzgebiet Eriskircher Ried informieren, das direkt angrenzt und wo Sie sich z.B. Mitte Mai bis Mitte Juni an der Blüte unzähliger Sibirischer Schwertlilien erfreuen können. Oder Sie beobachten im Juli die bis zu 2.000 Haubentaucher, die ihr Gefieder wechseln und übrigens bis zu 40 m tief tauchen können. Und wenn Sie im Herbst reisen, können Sie dem Treiben der bis zu einer Million Zugvögel beiwohnen, die hier auf ihrem Weg Richtung Südwesten auf den Bodensee treffen und wegen der Gefahr der Überquerung des großen Sees bzw. mangels Aufwinden, die z.B. Greifvögel benötigen, einen Umweg in nordwestlicher Richtung machen müssen. Weitere Infos und Angaben zu Führungen - beispielsweise auch auf einem historischen Lastensegler in den frühen Morgenstunden - finden Sie unter www.naz-eriskirch.de.
Verkehrsamt,
Schussenstraße 18, 88097 Eriskirch,
Fon 07541 / 9708-22, Fax 07541 / 9708-44,
E-Mail tourist@eriskirch.de,
Internet www.eriskirch.de.
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Bald nachdem Sie den Bach Schussen überquert haben, zweigen Sie beim nächsten Bahnübergang rechts auf eine Asphaltierte ab und fahren vorbei an einem Klärwerk, einer weiteren Brücke über den Bach sowie einer großen Gärtnerei zu einer T-Kreuzung. Dort geht es rechts und gleich bei der nächsten T-Kreuzung links. Einfach dem Straßenverlauf folgend radeln Sie sodann in die Ortsmitte von Langenargen.
Die Grafen von Montfort, denen Langenargen, 399 m ü.N.N., 7.600 Einw., seit 1290 gehörte, wählten eine einfache und effektive Methode, um ihren Sitz vor unerwünschten Eroberern zu schützen, und errichteten Mitte des 14. Jh. ihre Burg auf einer kleinen Insel vor dem Ort. Im Dreißigjährigen Krieg nützte dies allerdings nichts, und die Burg wurde zerstört. Der danach erfolgte Wiederaufbau als Schloß stand auch unter keinem guten Stern; denn während der zeitweiligen Herrschaft Österreichs Ende des 18. bis Anfang des 19. Jh. diente es als Gefängnis, was dem Bau nicht gut bekommen sein muß; denn danach wurde er zum Abriß freigegeben. Das heutige Schloß wurde ab 1861-67 der seinerzeitigen Mode gehorchend im maurisch-orientalischen Stil erbaut (man denke nur an das Dampfmaschinenhaus von Sanssouci in Potsdam, das die Form einer Moschee erhielt, wobei das Minarett als Schornstein(!) genutzt wurde). Das Schloß Montfort diente erst den Württembergern als Sommersitz, dann der Prinzessin Luise von Preußen (wie passend, nicht wahr), bevor es in bürgerlichen Besitz gelangte und schließlich 1961 von der Gemeinde Langenargen übernommen wurde. Heute beherbergt der Bau neben einem Restaurant und einer Diskothek eine Gemäldesammlung (16.-18.Jh.) und bietet Mitte April bis Ende Okt. täglich 10-12 & 13-17 h die Möglichkeit der Turmbesteigung, um den Blick in die Ferne schweifen lassen zu können.
Und apropos Gemälde: Wenn Sie sich mit der Kunst aus dem Raum Langenargen näher auseinander setzen wollen, empfiehlt sich ein Besuch des Museums im ehemaligen Pfarrhaus; denn es präsentiert Gemälde, Plastiken und Münzen von der Romanik bis zur Gegenwart - geöffnet April-Okt. di-so 10-12 &14-17 h, Führungen mi ab 10 h, Eintritt Euro 2,00, Fon 07543 / 3410. Derart auf den Geschmack gekommen, bietet sich auch noch ein Besuch der Produzentengalerie Kavalierhaus an, um aktuelle Werke aus der Region kennen zu lernen. Seit 2002 zeigen die Künstler dort in wechselnden Ausstellungen ihre Arbeiten - das Programm finden Sie auf der Website der Gemeinde unter 'Kunst & Kultur' und weiter unter 'Kavalierhaus'.
Aber auch für den Fall, daß Sie sich eher für technische Denkmale interessieren, kann Ihnen Langenargen etwas bieten; denn 1897 wurde hier nach den Plänen von Karl von Leibbrand die erste Kabelhängebrücke Deutschlands erbaut. Mit einer Spannweite von 72 Metern überbrückt sie die Argen, und Sie können die Konstruktion mit den vier Pylonen ganz in Ruhe betrachten, da die Brücke den Fußgängern und Velofahrern vorbehalten ist (östlich des Orts an der Landstraße nach Gohren).
Tourist-Information,
Obere Seestraße 2/1, 88085 Langenargen,
Fon 07543 / 933092, Fax 07543 / 4696,
E-Mail touristinfo@langenargen.de,
Internet www.langenargen.de.
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Die Ortsmitte verlassen Sie auf der „Oberen Seestraße”, die nach einem Linksbogen in den „Bleichweg” übergeht. Dem noch eine ganze Weile durch den Ort folgend kommen Sie zur Landesstraße, biegen dort rechts auf den Geh- und Radweg ein und wechseln bei der nächsten Möglichkeit auf die linke Seite der Straße, um gleich darauf mittels der Kabelhängebrücke die Argen zu überqueren.
In Gohren biegen Sie mit Radhinweis bei der zweiten Möglichkeit rechts ab, halten sich an der Gabelung am Ortsrand rechts und radeln gen Süden bis zu einem Parkplatz des sich anschließenden Campingplatzes. Die Radhinweise leiten sicher, und so kommen Sie in die Häuseransammlung Tunau, wo es rechts geht und Sie bei der kleinen Kapelle einen Linksbogen absolvieren, um sodann einem Schotterweg zu folgen. Bald rollen die Räder wieder auf Asphalt, und Sie wechseln in Kressbronn auf die Fahrbahn, um auf ihr durch den Ort zu radeln.
Kressbronn, 398 m ü.N.N., 8.200 Einw., ist eine sehr junge Gemeinde, sie wurde nämlich erst 1934 gegründet. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit; denn sie entstand aus der Zusammenlegung der Ortschaften Hemighofen (im 9. Jh. erstmals genannt) und Ungenbach (14. Jh., später als Nonnenbach bezeichnet). Heute gehört auch der Ortsteil Retterschen dazu, und dort können Sie die Hofanlage Milz besuchen - allerdings nur bei Führungen (in der Regel einmal im Monat an einem Samstag) und Veranstaltungen, erkundigen Sie sich also bei Interesse erst bei der Tourist-Information. Die Anlage ist ein für die Region typischer ehemaliger Bauernhof mit vier Gebäuden aus drei Jahrhunderten: Haupthaus (1855/75) mit Wohnräumen und Stallungen, Scheuer (1717), Remise (1803) und Backhaus (1705). Die Wohnräume wurden 1855 vom Schultheißen der damaligen Gemeinde erbaut und mit einer Amtsstube ausgestattet, in der die Gemeindeverwaltung bis 1870 ihren Sitz hatte.
April-Okt. di-so 10-12 & 15-18 h ist das Museum im Schlössle zugänglich. Dort werden Schiffsmodelle präsentiert, die der Künstler und Bootsbauer Ivan Trtanj binnen 35 Jahren geschaffen hat. Sein Interesse galt besonders Lustschiffen und Prunkbarken europäischer Königshäuser, so daß Sie vielleicht auch Anregungen für Ihre eigene Jacht bekommen...
Wenn Sie die Fahrt fortsetzen, kommen Sie am „Grenzweg” vorbei, ein Name, der sehr berechtigt scheint; denn hier grenzen nicht nur die Gemeinden Kressbronn und Nonnenhorn aneinander, sondern auch die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern. Doch damit nicht genug: Am Ufer stoßen auch noch Deutschland und die Schweiz (mit den Kantonen Sankt Gallen und Thurgau) aneinander, und ein Stückchen weiter beginnt Österreich mit dem Bundesland Vorarlberg. Leider zu schön um wahr zu sein (auch wenn man es z.B. bei Google-Maps so sieht); denn tatsächlich wurden die Grenzen am Obersee - diesem Teil des Bodensees - nie festgelegt!
Tourist-Information,
Im Bahnhof, 88079 Kressbronn,
Fon 07543 / 96650, Fax 07543 / 966515,
E-Mail tourist-info@kressbronn.de,
Internet www.kressbronn.de.
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Ohne Orientierungsprobleme geht es weiter nach Nonnenhorn, wobei Sie den links abzweigenden „Grenzweg” passieren (s.o.).
Nonnenhorn, 404 m ü.N.N., 1.600 Einw., ist ein gutes Beispiel dafür, daß man auch (oder gerade?) in kleinen Orten eine Menge für die Einwohner und Touristen auf die Beine stellen kann. Entsprechend gibt es hier wie in so vielen Gemeinden am Bodensee ein Strandbad und ein Heimatmuseum. Was die Kommune aber auszeichnet sind die Feste, wobei das Winzerfest (Mitte August) noch eher zu den gewöhnlichen zu zählen ist. Wenn Sie noch etwas später reisen, können Sie nämlich Anfang September bei Gourmet & Dixie schlemmen. Der Nonnenhorner Narrenverein und die örtlichen Gastronomen sorgen dann für gepflegte Speisen und Getränke sowie stilvollen Dixie. Vergessen Sie also Steaks und Würstchen, genießen Sie lieber Wildentenkeulen, St. Petersfisch oder Hirschkalbsroulade. Das Essen wird übrigens mit Bons bezahlt, die Sie, falls Sie Ihren Appetit überschätzt haben sollten, auch zurückgeben können - ein faires Angebot, oder? 2008 findet Gourmet & Dixie am 6.9. statt, wollen Sie in den Folgejahren teilnehmen, finden Sie den Termin unter www.nonnenhorn.de.
Leider außerhalb der Fahrradreisesaison (Ende Okt., aber vielleicht wohnen Sie nicht all zu weit entfernt) veranstaltet man auch noch die 'Nacht der Nächte' - genannt Essen & Tschässen. Jeder Gasthof bietet Gaumenschmankerl und Jazz vom Feinsten. Teilnehmende Bands etc. finden Sie wiederum auf der Website der Gemeinde.
Verkehrsamt,
Seehalde 2, 88149 Nonnenhorn,
Fon 08382 / 8250, Fax 08382 / 89076,
E-Mail tourist-info@nonnenhorn.de,
Internet www.nonnenhorn.de.
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Im Ort geht es nach einer Weile rechts in die „Seestraße” und damit hinunter zum Strandbad. Später fahren Sie links wieder etwas hügelan, halten sich an einer Y-Kreuzung rechts, verlassen den Ort und wählen an einer weiteren Y-Kreuzung wieder die rechte Möglichkeit. Nach dem Ortsende verlieren Sie recht ordentlich an Höhe und gelangen zur Abwechslung mal wieder auf Schotter. Entlang der Wasserburger Bucht geht es nach Wasserburg, wo Sie links in die „Halbinselstraße” abbiegen, außer Sie wollen zunächst einen Blick auf das Schloß und die St. Georgskirche werfen.
Wasserburg, 400 m ü.N.N., 3.400 Einw., verdankt seinen Namen der einst befestigten Insel im Bodensee, die als 'Wazzarburuc' im Jahre 784 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die 'Burg' nebst dort befindlicher Kirche St. Georg gehörte zum Kloster St. Gallen, das seinen umfangreichen Besitz am Nordufer des Bodensees von sog. Ministerialen verwalten ließ, die im Schloß residierten. Dessen älteste Bauteile stammen aus dem 8. Jh., doch wurde das Schloß später mehrfach umgestaltet, u.a. weil sich Mitte des 14. Jh. der örtliche Adel mit der Stadt Lindau angelegt hatte und deren Truppen die Wasserburg kurzerhand in Schutt und Asche legten. Die Verbindung zum Land stellte jahrhundertelang eine Zugbrücke dar, 1720 war den seinerzeitigen Herren aber die Instandhaltung zu teuer geworden, weshalb man durch eine Aufschüttung aus der Insel eine Halbinsel machte. So ist es noch heute, und das Schloß beherbergt mittlerweile ein Hotel und Restaurant, so daß Sie, so denn gewünscht, in einst adeligen Räumen schlafen und speisen können.
Nur wenige Schritte entfernt ist das Museum im Malhaus zu finden, wo Sie noch etwas für Ihre grauen Zellen tun können. Mit Dauerausstellungen widmet man sich dort der Fischerei am Bodensee, der Ausgrabungsfunde auf der Halbinsel, und den Schriftstellern Martin Walser, weil er in Wasserburg geboren wurde, und Horst-Wolfram Geißler, weil sein Roman 'Der liebe Augustin' u.a. in Wasserburg spielt und der Autor sich hier begraben ließ. Das Museum ist April-Okt. di-sa 10.30-12.30 h, mi & sa auch 14.30-17 h sowie so 10-17 h geöffnet.
Verkehrsamt,
Lindenplatz 1, 88142 Wasserburg am Bodensee,
Fon 08382 / 887474, Fax 08382 / 89042,
E-Mail tourist-info@wasserburg-bodensee.de,
Internet www.wasserburg-bodensee.de.
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Die „Halbinselstraße” leitet zum „Lindenplatz”, wo Sie nach rechts gelenkt werden und gleich darauf rechts abzweigen in die „Höhenstraße”. Nach dem Ort geht es erneut rechts und so nach Reutenen, wonach eine rasante Abfahrt folgt und Lindau erreicht wird. Achtung: Nicht dem Linksbogen der Straße folgen, sondern geradeaus kurz steil aufwärts fahren. Das sieht schlimmer aus, als es ist; denn nach wenigen Metern queren Sie eine Straße gerade und dürfen schon wieder abwärts sausen.
Am Ende des Gefälles geht es gemäß Radhinweis halblinks, und Sie folgen sodann dem „Lindenhofweg”. Nach einer Weile halten Sie sich an einer Gabelung halbrechts, so daß die Räder nun auf einspurigem Asphalt rollen. Nachdem Sie eine Vorfahrtstraße gerade gequert haben, folgen Sie dem „Oeschländerweg”, der bald halbrechts etwa 1½spurigen Asphalt bietet. Wenn halbrechts eine Sackgasse angekündigt wird, halten Sie sich links und fahren hinauf zur vorfahrtberechtigten „Schachener Straße”.
Rechts leitet deren Geh- und Radweg eine ganze Weile sanft abwärts, bis Sie eine Parkanlage erreichen und mit Radhinweis rechts abbiegen, um direkt ans Ufer des Bodensees zu gelangen. So geht es bis zu einem Bahnübergang, direkt danach rechts und damit entlang der Schienen auf die Insel von Lindau. Dort angekommen unterqueren Sie eine Brücke, kommen automatisch auf die „Dammsteggasse” (tja, ein sinniger Name, nicht wahr?) und stoßen derart auf eine Straße. Rechts einbiegend und sofort einen Linksbogen absolvierend erreichen Sie das Etappenziel „Bahnhofplatz”.
Lindau, 401 m ü.N.N., 24.500 Einw., wurde 882 erstmals urkundlich erwähnt, und zwar wegen des auf der 'Insel, auf der Linden wachsen'(!), befindlichen Frauenklosters. Dieses Kloster, das sich später zu einem weltlichen Damenstift entwickelte, weshalb die Aufnahme ohne Ablegung eines Gelübdes erfolgen konnte, sollte die Entwicklung der Insel bis zur Säkularisation 1803 (mit-)bestimmen, wobei es sich als besonders hilfreich erwies, daß die Äbtissin 1466 zur weltlichen Reichsfürstin ernannt wurde.
Anfänglich waren die Gegenspieler eher schwach; denn außer den Nonnen lebten nur ein paar Fischer auf der Insel. Ende des 11. Jh. sorgten die Damen dann aber selbst für Konkurrenz, da sie den Markt, der bisher auf dem Festland abgehalten wurde, auf die Insel verlegten. Dadurch entstand alsbald eine Kaufmannssiedlung, deren Handel bis nach Italien reichen sollte. Später gab es sogar den sog. 'Mailänder Boten', der dem Transport von Waren und Personen diente, aber über die Pässe in Graubünden hinweg auch für den regen Austausch von Nachrichten Sorge trug. Der König Rudolf I. belohnte das Engagement der Kaufleute und verlieh Lindau 1274/75 verschiedene Stadtrechte, so daß sich das Gemeinwesen nach und nach von der Herrschaft des Klosters befreien konnte und zur freien Reichsstadt mit Selbstverwaltung entwickelte. Entsprechend wurde eine Stadtbefestigung gebaut, an die heute noch ein paar Türme (z.B. der abgebildete 'Diebsturm') und Straßennamen wie 'Inselgraben' oder 'Auf der Mauer' erinnern.
Später wurde auch das Repräsentationsbedürfnis befriedigt, indem man 1422-36 das 'Alte Rathaus' erbaute, das 1496/97 einer Tagung des Reichstags diente. Wie stolz die Stadt darauf war, verdeutlicht das Freskenband an der südlichen Fassade, das den Einzug Herzog Philipps von Burgund zeigt, der seinen Vater, Kaiser Maximilian I., vertrat. Heute beherbergt das Alte Rathaus u.a. die 'Reichsstädtische Bibliothek', die 1538 gegründet wurde und bis 1802 (Entzug der Reichsstadtprivilegien) immerhin 15.000 Bände sammelte, die übrigens noch heute nach einer um 1780 eingeführten Ordnung katalogisiert sind - geöffnet mi 14-17.30 h, fr 9-12 h, Führungen nach Absprache unter Fon 08382 / 944653.
Die Stadtväter waren offensichtlich auch ansonsten sehr um die Bildung ihrer Bürger besorgt, und führten 1655 regelmäßige Schulpredigten ein. Damit wollte man die Eltern für die städtischen Schulen begeistern und die Kinder zu einem regelmäßigen Schulbesuch animieren. Es gibt aber auch Stimmen, gemäß derer das Problem darin bestand, daß die Eltern die Kinder vor Strafen der Lehrer in Schutz nehmen wollten und deshalb nicht zur Schule schickten. Tja, wie auch immer, inzwischen ist daraus das 'Lindauer Kinderfest' geworden, das alljährlich am letzten Mittwoch vor den bayerischen Schulferien - bei jedem Wetter(!) - stattfindet. Wie heißt es so schön auf der Website der Stadt: „Es gibt kein spezielles Schlechtwetterprogramm. Eine Verschiebung kommt nicht in Frage.”
Lindau weist aber noch mehr Besonderheiten auf. So wurde z.B. die - weitgehend unzerstörte - Stadt am 30. April 1945 von französischen Truppen kampflos besetzt und diente fortan als Korridor, da die Franzosen auch in Österreich eine Besatzungszone hatten. Das brachte die Herauslösung aus dem von den Amerikanern besetzten Bayern mit sich und führte zu der Eigentümlichkeit, daß das 1946 eingerichtete 'Kreispräsidium' ähnliche Kompetenzen wie andernorts Landesministerien hatte. 1955 war es aber mit der Herrlichkeit vorbei und erfolgte die Wiedereingliederung in den Freistaat Bayern.
In dieser Zeit wurden aber auch bemerkenswerte Veranstaltungen ins Leben gerufen. 1950 fanden in Lindau die ersten 'Psychotherapiewochen' statt. Seitdem treffen sich alljährlich im April bis zu 3.000 Psychologen und Psychotherapeuten in der Bodenseestadt. 1951 gönnte man sich die erste 'Nobelpreisträgertagung', und nun kommen im jährlichen Wechsel die Preisträger der Disziplinen Medizin, Physik und Chemie, neuerdings auch der Wirtschaftswissenschaften, Ende Juni nach Lindau. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie am Lindauer Hafen - übrigens mit dem einzigen Leuchtturm Bayerns - spazieren gehen und das Gefühl haben, für diese Welt irgendwie nicht schlau genug zu sein.
Die französische Besatzung scheint aber auch in anderer Hinsicht förderlich gewesen zu sein; denn der seit 1936 in Lindau ansässige Felix Wankel begann 1951 hier mit der Entwicklung seines Rotationskolben- oder auch Drehkolbenmotors - besser bekannt als 'Wankelmotor'. Ach, war das Ende der 60er Jahre schön, wenn so ein NSU Ro 80 mit seiner hypermodernen Karosserie an einem vorbei schnurrte (und manch einer blaß vor Neid wurde)... [Foto: Audi]
Wenn das Wetter weniger zum Spazierengehen einlädt, bietet sich ein Besuch des Stadtmuseums (aber nicht nur dann) an, es präsentiert im barocken 'Haus zum Cavazzen' am Marktplatz Sammlungen mit Möbeln von der Gotik bis zum Jugendstil, Grafik, Silber, Glas, Zinn, Keramik, historisches Spielzeug sowie Gemälde und Plastiken. Als besondere Attraktion gilt die Sammlung mechanischer Musikinstrumente - geöffnet April-Okt. di-fr & so 11-17 h und sa 14-17 h.
Für die Abendgestaltung kommt vielleicht ein Besuch der Oper in Frage, wobei in Lindau damit die Marionettenoper gemeint ist. Wer nun den Mund verzieht, sollte bedenken, daß es sich hier nicht um ein Kindertheater, sondern um das Werk professioneller Puppenspieler handelt, die um den idealen Ausdruck und das perfekte Tempo und Timing der Bewegungen ringen und höchste Ansprüche an die Kostüme, Bühnenbilder und das Licht stellen - das Programm und weitere Informationen finden Sie unter www.marionettenoper.de.
Sollten Sie an einem Freitag in Lindau verweilen, können Sie sich auch bei einer Märchenstunde für Erwachsene verzaubern lassen - Vorstellungen jeweils fr 19 h, Ende April bis Mitte Sept., Eintritt 7 Euro, Treffpunkt Diebsturm. Kindern werden im Juli und August sogar kostenlose Vorstellungen geboten, und zwar jeweils di 10 h, Treffpunkt wiederum am Diebsturm. Die Erwachsenen können derweil an einer Stadtführung teilnehmen, die ebenfalls dienstags 10 h an der Tourist-Information beginnt (April-Okt.). Sollte das nicht zu Ihrem Zeitplan passen, bietet sich vielleicht fr 14.30 h an oder Ende Juni bis Sept. so 10.30 h.
Prolindau Marketing,
Ludwigstraße 68, 88131 Lindau,
Fon 08382 / 2600-30, Fax 08382 / 2600-26,
E-Mail info@prolindau.de,
Internet www.lindau.de.
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