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Ostsee-Radweg MV :: Etappe 1
Lübeck - Travemünde (19 km)
Start: |
Rathaus in Lübeck. |
Strecke: |
Eigentlich beginnt der Ostsee-Radweg Mecklenburg-Vorpommern in Travemünde, wer aber die Reise in der altehrwürdigen Hansestadt Lübeck beginnen und mit dem Velo nach Travemünde fahren möchte, folge dem nachstehend beschriebenen „Schleichweg“, der vor Ort leichter zu finden ist, als man annehmen mag, und der dank der Busfahrt durch den Herrentunnel auch noch mit einem kleinen Highlight aufwarten kann. |
Ziel: |
Priwallfähre in Travemünde. |
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für die TOP200 (topografische Karte 1:200.000) |
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auf der Basis der TOP200 (topografische Karte 1:200.000), hier im Maßstab 1:150.000 |
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mit Kurzbeschreibung der Strecke sowie Hinweisen zu Orten, Sehenswürdigkeiten und Gastronomie. |
Eigentlich führt der Ostsee-Radweg gar nicht durch Lübeck (genauer: doch, und zwar durch Lübeck-Travemünde, aber eben nicht durch die Kernstadt), und insofern ist es verständlich, wenn Sie die Radtour sogleich in Travemünde beginnen möchten. Wer sich aber für Lübeck ein, zwei Tage Zeit nimmt, darf nicht nur hanseatisches Flair genießen, sondern kann nebenbei eine Menge über die Macht des Handels in Erfahrung bringen; denn diese Stadt bestimmte jahrhundertelang das Leben an allen Ostseeküsten mehr als irgendwer sonst.
Lübeck, 13 m ü.N.N., 212.000 Einw., war einst die reichste und mächtigste Handelsstadt im Ostseeraum und häufte ungeheure Schätze an, von denen trotz der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg der größte Teil erhalten blieb bzw. rekonstruiert wurde. In Lübeck stehen heute mehr Gebäude aus dem 13.-15. Jh. als in allen anderen norddeutschen Großstädten zusammen und über 1.000 sind als Denkmäler geschützt. Da verwundert es nicht, dass die UNESCO die Altstadt in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen hat – was die Lübecker natürlich mit besonderem Stolz erfüllt (Foto: Jorges).
Verständlich wird vor diesem Hintergrund auch, dass eine detaillierte Schilderung der Sehenswürdigkeiten den Rahmen dieses Fahrradreiseführers bei weitem sprengen würde und man sich bei einem Blick in die Stadtgeschichte mit Schlaglichtern auf ein paar herausragende Bauten beschränken muss. Wer etwas Zeit mitbringt und mindestens einen Tag für Lübeck einplant, sollte die Tourist-Information aufsuchen und sich dort – je nach den eigenen Interessen – Vorschläge für Stadtspaziergänge unterbreiten lassen. Bei der Gelegenheit können Sie auch gleich eine Happy Day Card erwerben, die für 24 Std. 11 €, für 48 Std. 13 € und für 72 Std. 16 € kostet und die für freie Fahrt mit allen Bussen und Bahnen in Lübeck sorgt sowie bei vielen Museen, Hafen- und Kanalrundfahrten etc. Ermäßigungen garantiert.
Drei Anläufe waren nötig, bevor der Grundstein für ein aufstrebendes Gemeinwesen erfolgreich gelegt werden konnte. Zunächst entstand bei einer wendischen Ringburg an der Mündung der Schwartau in die Trave eine kleine Kaufmannssiedlung namens Liubice, die aber zwischen Wenden, Dänen und Deutschen heftig umstritten war und 1138 zerstört und aufgegeben wurde. 1143 wurde ein neuer Versuch wenige Kilometer traveaufwärts gewagt. Graf Adolf II. von Schauenburg wollte seine Position ausbauen und lockte Kaufleute herbei. Damit geriet er in Widerspruch zu Heinrich den Löwen, der das Örtchen 1147 unter seine Kontrolle brachte, aber nicht verhindern konnte, das 1157 alles in Schutt und Asche versank.
Das spornte ihn aber erst recht an, und so gründete er den Ort neu, gab ihm die Stadtrechte und sorgte für die Verlegung des Bistumssitzes von Oldenburg/Holstein nach Lübeck. Allerdings gewährte er dem Bischof keine weltliche Macht, so dass dessen Dom folgerichtig ganz im Süden der Stadt erbaut wurde, während die Burg im Norden lag und dazwischen die Kaufleute siedelten.
Nachdem sich Heinrich der Löwe 1180 mit Kaiser Barbarossa überworfen hatte, drohte Lübeck der Entzug der Privilegien und des Landbesitzes, doch einigte sich der aufstrebende Ort mit dem Kaiser und bekam die Rechte bestätigt. 1226 erhob dann der folgende Kaiser Friedrich II. Lübeck in den Stand einer freien Reichsstadt, d.h. sie war fortan dem Kaiser direkt unterstellt und damit unabhängig von regionalen Fürsten, so dass dem Aufbruch zu neuen Ufern nichts mehr im Wege stand.
Außer den Dänen. Diese wurden aber schon im nächsten Jahr von den norddeutschen Fürsten und Städten bei Bornhöved vernichtend geschlagen, weshalb Lübeck seine Handelsmacht über den gesamten Ostseeraum ausdehnen konnte. Unterstützung erfuhren die Lübecker dabei durch andere Kaufleute, die sich bereits Privilegien im Ausland sichern konnten, wie z.B. die Kölner und Niederländer in England. Lübeck gelang es, die Kaufleute ab der Mitte des 13. Jh. unter dem Dach der Hanse zu vereinen, wobei die Hanse zunächst nur ein lockeres Bündnis war, sich aber nach und nach festigte und ab 1356 regelmäßig tagte – vor allem in Lübeck (Foto: Mylius).
So wurde die Stadt zum wichtigsten Umschlagplatz zwischen dem Festland und den Ostseeanrainern, z.B. auch den nahe gelegenen, erst im Zuge der deutschen Ostkolonisation gegründeten Städten Wismar, Rostock, Stralsund etc., da der Seeweg wesentlich schneller und sicherer war als der über Land. Die Lübecker dehnten jedoch ihre Handelsbeziehungen noch weiter aus und schufen z.B. ein Hansekontor in Nowgorod oder nahmen Städte aus den vom Deutschen Orden eroberten Gebieten in die Gemeinschaft der Hanse auf – z.B. Danzig, Königsberg, Riga. Auch in Schweden und Norwegen wurden Niederlassungen gegründet.
Das mehrte den Wohlstand in der Stadt natürlich beträchtlich und neben den Profanbauten zum Wohnen, Lagern und Verkaufen der Waren konnte man sich auch noch den Gotteshäusern widmen. Während der Bischof an seinem Dom mauern und zimmern ließ (im wesentlichen 1173-1247, später aber mehrfach Umgestaltungen und Ausbauten, erst 1612 wurde der nördliche Turm fertiggestellt), ließ es sich die Bürgerschaft nicht nehmen, ihm eine nach Möglichkeit noch prächtigere Kirche gegenüberzustellen – natürlich um zu zeigen, wer der Herr im Hause ist.
Also ließ man den um die Mitte des 12. Jh. entstandenen Holzbau der Marienkirche um 1200 abreißen und durch einen Backsteinbau ersetzen. Nach einem Stadtbrand entschloss man sich 1251 zum stark vergrößerten Neubau, der aber noch während der Realisierung umgeplant und erweitert wurde. Kaum fertig war auch diese Kirche zu klein bzw. nicht repräsentativ genug und wurde 1315-30 kräftig umgestaltet, wobei ein 80 m langes und fast 40 m hohes Mittelschiff entstand. Damit war den Lübeckern nun endlich ein großer Wurf gelungen, denn die Marienkirche gilt als die erste Backstein-Kopie der hochgotischen Kathedralen und diente im Ostseeraum vielfach als Vorlage (Foto: Mylius).
Natürlich war das Kapital damit nicht aufgebraucht und konnte sich die Bürgerschaft z.B. auch den Bau des Heiligen-Geist-Hospitals (im Kern bis 1290 fertiggestellt) leisten, das der Versorgung bedürftiger Mitbürger diente und zu den ältesten und besterhaltenen Hospitälern des Mittelalters zählt (Foto: Mylius). Auch einzelne Kaufleute sorgten sich um die sozial Schwachen und stifteten für diese teils beträchtliche Summen, glaubte man doch, damit bei Gott das eigene Ansehen verbessern zu können. So spendete z.B. der Ratsherr Johann Füchting ein Drittel seines Vermögens zum Bau von Wohnungen für Kaufmanns- und Schifferwitwen, die dort bis an ihr Lebensende kostenlos logieren durften. Der entsprechend benannte Füchtingshof ist noch heute in der Glockengießerstraße 23-27 zu finden. Allerdings wurde er in den 70er Jahren – immerhin bei Wahrung des äußeren Erscheinungsbilds – mit öffentlichen Mitteln modernisiert und zu 28 Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus umgebaut.
Neben der Stadtbefestigung investierten die Bürger selbstverständlich in ein schickes Rathaus, und so setzte man nicht nur vor den Hauptbau (ursprünglich 13. Jh., im 14. Jh. erneuert) eine Schauwand mit mächtigen Windlöchern, sondern später auch noch eine zweistöckige Renaissancelaube. Um die stilistische Vielfalt perfekt zu machen, bildet die östliche Begrenzung des Marktplatzes das so genannte Lange Haus mit dem später angefügten Kriegsstubenbau, dessen Schaufassade türmchenbewehrt und wappengeschmückt ist und dessen dunkle Ziegel dem Bau eine recht eigenwillige Note geben (Abb.: Cornelis Springer, Rathaus um 1855).
In der Politik bewiesen die Lübecker aber nicht immer das rechte Feingefühl. Zunächst war die Hanse unter ihrer Führung sehr erfolgreich und setzte die Handelsinteressen auch militärisch durch. Die Dänen hatten sich immer an der Macht des Kaufmannsbundes gestört, mussten sich aber 1370 geschlagen geben und im Frieden von Stralsund nicht nur die Handelsvorrechte der Hanse akzeptieren, sondern sogar auf 15 Jahre 2/3 der Einnahmen der Sundschlösser abgeben.
Das rächte sich jedoch, denn man soll den Gegner nicht erniedrigen. Verständlicherweise setzten die dänischen Könige in der Folge erst recht alles daran, die Vorherrschaft der Hanse im Ostseeraum zu brechen und förderten z.B. den Ostseehandel englischer und niederländischer Kaufleute. Das konnte die Hanse zwar anfänglich durch eine Wirtschaftsblockade unterbinden, und die Dänen mussten erneut in einem Friedensvertrag (1435) die Rechte der Hanse bestätigen, doch setzten die Dänen auch neue Zölle durch und untergruben so auf lange Sicht den Freihandel der Hanse.
Schließlich kam es auch im Innern Lübecks zu Unruhen und begehrten die Handwerker und andere einfache Leute gegen die reichen Ratsgeschlechter auf. Sie wollten an der Stadtregierung beteiligt werden. Nachdem dies durchgesetzt war, stürzte man sich unter dem aus Hamburg geholten Bürgermeister Wullenwever in ein neues Abenteuer mit den Dänen, die sogenannte Grafenfehde, und unterlag 1535 endgültig. Politisch war damit die Macht Lübecks gebrochen, und auch der wirtschaftliche Niedergang ließ nicht lange auf sich warten. Der hundert Jahre später wütende Dreißigjährige Krieg erforderte ungeheure Investitionen in die Stadtbefestigung und behinderte natürlich auch den Handel. Davon erholte sich Lübeck kaum und erlangte nie wieder die einstige Stellung.
Lübeck bietet aber nicht nur eine reiche Vergangenheit und sehr viele schöne Fassaden, sondern dahinter auch so manche Kostbarkeit. Wie bereits erwähnt würde es den Rahmen sprengen, dies alles hier aufzuzählen, daher nur zwei Hinweise – was bitte nicht als Wertung zu verstehen ist: Erstens das Buddenbrookhaus (Foto: Andreas Geick),
welches sich neben den ständigen Ausstellungen 'Die Manns – eine Schriftstellerfamilie' und 'Die Buddenbrooks – ein Jahrhundertroman' auch literarischen Sonderausstellungen und verschiedenen Veranstaltungen widmet – Mengstr. 4, geöffnet April-Okt. täglich 10-18 h, weitere Infos unter www.buddenbrookhaus.de. Und zweitens, wo ich schon mal bei der Literatur bin, das Günter Grass-Haus. In der Dauerausstellung wird die enge Verbindung der Literatur- und Kunstproduktion des Nobelpreisträgers vorgestellt. Ferner dienen das Gebäude, der Hof und der Skulpturengarten als Forum für Literatur und bildende Kunst mit entsprechenden Wechselausstellungen – Glockengießerstr. 21, geöffnet April-Okt. täglich 10-17 h, weitere Infos unter www.guenter-grass-haus.de.
Lübeck und Travemünde Marketing GmbH, Holstentorplatz 1, 23552 Lübeck, Fon 0451 / 8899700, Fax 0451 / 4091990,
E-Mail: info@luebeck-tourismus.de,
Internet www.luebeck-tourismus.de.
Baltic Hotel: Ein kleines, gemütliches und familiäres Haus, zentral gelegen am Rande der Lübecker Altstadt. Bahnhof 2 Min. zu Fuß; Holstentor/Altstadt 5 Min. zu Fuß.
Baltic Hotel,
Herr Adrianus van den Engel,
Hansestraße 11, 23558 Lübeck,
Fon 0451 / 855 75, Fax 0451 / 838 31,
E-Mail info@baltic-hotel.de,
Internet www.baltic-hotel.de
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Auch der schönsten Stadt muss man irgendwann Lebewohl sagen. Und eigentlich beginnt der Ostsee-Radweg von Mecklenburg-Vorpommern – wie bereits gesagt – ja auch nicht in Lübeck, sondern in Travemünde, womit sich die Frage stellt, wie Sie am besten dorthin gelangen. Tja, gute Frage; denn die direkte Verbindung entlang der (teils ehemaligen) Bundesstraße 75 ist mit einer nicht unerheblichen Verkehrsbelastung verbunden, weshalb sich die zwei folgenden Möglichkeiten anbieten:
1. Entweder bedienen Sie sich der Regionalbahn, die Sie – und natürlich Ihr Velo – ab dem Lübecker Hauptbahnhof für wenig Geld (Ortstarif) zum Travemünder Hafenbahnhof transportiert.
2. Oder Sie folgen dem nachstehend beschriebenen „Schleichweg“, der vor Ort leichter zu finden ist, als man annehmen mag, und der dank der Busfahrt durch den Herrentunnel (s.u.) auch noch mit einem kleinen Highlight aufwarten kann.
Wer sich für die zweite Variante entscheidet, startet an der Ostseite des Lübecker Rathauses und folgt der Hüxstraße (Fußgängerzone) wenige Meter bis zur Königstraße. In diese biegen Sie links ein und radeln sodann schnurstracks gen Norden aus der Altstadt hinaus, wobei Sie das nebenstehende Burgtor passieren. Kurz darauf umrunden Sie einen Kreisverkehr so, dass Sie die Fahrtrichtung Norden (Tick Osten) beibehalten, und folgen damit der Travemünder Allee.
Aber nur ein kurzes Stück; denn auf der Höhe der rechts abzweigenden Adolfstraße geht es mittels Fußgänger- und Radlerampel links über die Fahrbahn der Travemünder Allee hinweg zu einem Radweg, der rechts zur Eschenburgstraße leitet. Beständig die Richtung haltend radeln Sie später auf der Forstmeisterstraße – richtig – bis zum Forst und biegen dort rechts in die Straße Am Schellbruch ab.
Diese geht bald geradezu in die Medebekstraße über, welche bis zur T-Kreuzung mit der Waldstraße leitet. Sie biegen links ab, rollen etwas abwärts und folgen bald dem Eichenweg, der mit einem weiten Rechtsbogen zu einer Auf- und Abfahrt der B 75 führt. Auf dem Geh- und Radweg links geht es über die B 75 hinweg und danach links, um entlang der dortigen Auffahrt direkt an die Bundesstraße heran zu gelangen.
Nun ist es nur noch ein kurzes Stück bis zu einer Bushaltestelle. Bushaltestelle? Ja, das stimmt; denn Radfahrer dürfen die Trave nur im Bus unterqueren. Zwischen 5 und 21 h verkehrt zu diesem Zweck alle 15 min ein Bus, der Sie und Ihr Velo kostenlos (!) durch den Herrentunnel bringt.
Jenseits geht es mittels einer Fußgänger- und Radlerampel sowie mit einem Rechts-Links-Schlenker durch eine Lärmschutzwand, hernach rechts bis zu einem Tunnel und dort hindurch, um sodann links in die nun erreichte Straße einzubiegen. Klingt etwas kompliziert, ist aber vor Ort eigentlich ganz einfach.
Kieselgrund heißt diese Straße, klingt harmlos, aber die unzähligen Kfz auf der Bundesstraße und der Autobahn nerven die Anwohner sicherlich sehr. Bei der nächsten Möglichkeit geht es halblinks unter der Autobahn her und sodann im Wald sanft hügelan. Schon wieder abwärts rollend erreichen Sie einen Bahnübergang, queren links abbiegend die Schienen und halten sich alsbald halbrechts, um weiter durch den Waldhusener Forst zu radeln, wo auch der nebenstehende Unterstand zu finden ist.
Obwohl der Asphalt vielfach geflickt ist, offeriert er doch zahlreiche Schlaglöcher, so dass die bald folgende Abfahrt nicht so rechtes Vergnügen bereitet; aber es ist auch nicht weit bis zum Abzweig rechts nach Pöppendorf. Im beschaulichen Örtchen halten Sie sich links und radeln alsbald durch Ovendorf. Kurz darauf gelangen Sie zur nebenstehenden Kreuzung, und es geht rechts zur Häuseransammlung Ovendorfer Hof.
Nachdem Sie die hier autobahnähnlich ausgebaute B 75 überquert haben, geht es bei der nächsten Möglichkeit links, damit ein wenig abwärts und dann am Ortsrand entlang hügelan bis zur Einmündung in den recht breiten Teutendorfer Weg. Ganz allmählich die gewonnene Höhe wieder verlierend und einfach die Richtung haltend gelangen Sie ins Zentrum von Travemünde, wo Sie sich bei der Kirche rechts halten, um zur Priwallfähre zu radeln. Doch bevor Sie nun gleich übersetzen, sollten Sie vielleicht erst noch ein wenig den Ort erkunden; denn
Travemünde
wird auch gern als Lübecks schönste Tochter bezeichnet, weil das mondäne Seebad den Hanseaten schon seit 1329 gehört (Foto: Christian Koehn). Gegründet wurde der Ort 1187 von Graf Adolf III. von Schauenburg und Holstein dort, wo zuvor nur eine kleine Wehr bestand und er nun einen festen Turm errichten ließ. Vor allem dürfte ihm gefallen haben, dass er damit den Handel der Lübecker perfekt überwachen konnte. Das störte deren Kreise allerdings so sehr, dass sie 1320 den Wachturm kauften und nur neun Jahre später auch den zugehörigen Ort erwarben, so dass die Travemündung nun in ihrer Hand lag und sie damit selbst die Zufahrt zum Lübecker Hafen kontrollierten.
Folgerichtig war fortan Travemündes wichtigste Rolle die Sicherung des Handels der Lübecker, und nebenher lebten die Travemünder vor allem vom Fischfang. Erst ab 1802 war Travemünde eine eigenständige Entwicklung vergönnt, indem es Seebad wurde und damit das drittälteste Deutschlands ist. Neben den Badeeinrichtungen und dem Kurhaus beförderte vor allem eine Einrichtung den Ruf des mondänen Badeortes: Seit 1833 rollte in der Spielbank die Kugel und zog magisch Prominenz aus allen Himmelsrichtungen an. 1872 wurde aber in Deutschland derlei Glücksspiel verboten und entsprechend die Spielbank geschlossen. Da der Spielsucht so allerdings nicht beizukommen ist, darf man sich seit 1949 wieder im Casino amüsieren (Foto: Pavel Gromov).
Bei einem Rundgang verdient – neben vielen schönen Hotels und der Strandpromenade – insbesondere der Alte Leuchtturm einen Blick, dessen Vorgänger um 1330 erstmals urkundlich erwähnt und 1539 durch den heutigen ersetzt wurde. Nach einem Blitzeinschlag 1827 nutzte man die Gunst der Stunde und versah ihn mit einer zeitgemäßen – damals bedeutete das klassizistischen – Kuppel. Heutzutage erstrahlt das Leuchtfeuer aber nicht mehr vom Leuchtturm, sondern vom Dach des Maritim-Hotels in der luftigen Höhe von 114,7 m, so dass sich Travemünde rühmen darf, über eines der höchsten Leuchtfeuer der Welt zu verfügen. Aber vielleicht genügen Ihnen ja auch die 142 Stufen des Alten Leuchtturms, der eine Ausstellung zur Leuchtfeuertechnik beherbergt und April-Okt. täglich 13-16 h geöffnet ist (Foto: Jürgen Howaldt).
Folgt man vom Alten Leuchtturm aus der Trave aufwärts, gelangt man zur Vorderreihe und so dem älteren Ortsteil von Travemünde, womit sich schon fast der Hinweis auf eine städtebauliche Besonderheit im Vergleich zu vielen Seebädern erübrigt; denn in Travemünde entwickelte sich der Tourismus in einem eigenen Ortsteil nordöstlich der Altstadt. Zur Vorderreihe mit den giebelständigen und zum Wasser ausgerichteten Häusern gehört übrigens auch eine Hinterreihe, doch heißt diese heute Kurgartenstraße.
Manch einem wird in den Sommermonaten bei schönem Wetter der Trubel in der Fußgängerzone der Vorderreihe denn doch zu arg sein, aber man möge bedenken, dass es diese Mischung von Seebad und Hafen sonst nur selten gibt. Neben den zahlreichen kleinen und größeren Segel- und Sportbooten verkehren nicht nur Fischkutter und Ausflugsdampfer, sondern vor allem diverse mehr als haushohe Fähren;
denn Travemünde ist heutzutage der größte Fährhafen Europas. Vielleicht muss man in einer Hafenstadt geboren und aufgewachsen sein, um unwillkürlich stehen zu bleiben, wenn einer dieser Riesen in die enge Travemündung einläuft, aber so richtig spannend wird es, und zwar für maritime Laien genauso wie für Abgebrühte, wenn man mit der Priwallfähre übersetzt und die Bordwand einer Skandinavienfähre die Sonne verdunkelt... (Foto: Patrick Seidler)
Wegen der Verbundenheit mit der See liegt es nahe und ist es nur recht und billig, dass in Travemünde der letzte echte Kap-Horn-Segler – die Passat – liegt. 39 mal fuhr die 1911 in Dienst gestellte, 115 m lange Viermastbark mit ihrer 4.000 m² großen Segelfläche um das Kap Horn und galt zusammen mit ihren Schwesterschiffen als technische Höchstleistung des Segelschiffbaus. Bis zu 18 Knoten konnten diese Frachtsegler laufen, wurden dann aber doch sehr bald von der dampfgetriebenen Konkurrenz verdrängt und dienten fortan als Schulschiffe. Nachdem 1957 die
Schwester Pamir bei einem Sturm auf dem Atlantik gesunken war, wurde auch die Passat außer Dienst gestellt. 1959 kaufte die Hansestadt Lübeck das Schiff und stellte es nach dem Umbau der Schleswig-Holsteinischen Seemannsschule zur Verfügung. Seit 1966 dient die Passat als schwimmendes Museum und internationale Begegnungsstätte mit Übernachtungsmöglichkeit für Gruppen. Wer den (über Wasser) 56 m hohen Masten der Passat ganz nahe sein möchte, kommt zwischen April und Oktober (täglich 10-17 h, mehr erfahren Sie unter www.ss-passat.com, Foto: Jürgen Howaldt).
Welcome-Center im Strandbahnhof,
Bertlingstraße 21, 23570 Travemünde,
Fon 0451 / 8899700,
E-Mail info@travemuende-tourismus.de,
Internet www.travemuende-tourismus.de.
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Hotel Baltic in Lübeck
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