Stau auf dem Ostsee-Radweg Ostsee-Radweg bei Barendorf Ostsee-Radweg bei Warnkenhagen
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In Boltenhagen am Ostsee-Radweg Ende der Ausbaustufe: Ostsee-Radweg bei Tarnewitz Ob nun Ostsee-Radweg, Ostseeküsten-Radweg oder Ostseeradfernweg, alle Wege führen nach Ahlbeck

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Ostsee-Radweg MV :: Etappe 2

Travemünde – Priwall – Groß Schwansee – Steinbeck – Redewisch - Boltenhagen - Tarnewitz - Wohlenberg - Beckerwitz - Eggerstorf - Zierow - Fliemstorf - Hoben - Wismar (55 km)

Start:

Priwallfähre in Travemünde.

Strecke:

Die Etappe beschert so manchen Hügel, aber auch längere nahezu ebene Abschnitte, und neben einem beinahe endlosen Strand und verträumten Dörfern wird auch Trubel im Ostseebad Boltenhagen geboten. Highlight dieser Etappe ist aber natürlich die Hansestadt Wismar.

Ziel:

Markt in Wismar.

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auf der Basis der TOP200 (topografische Karte 1:200.000), hier im Maßstab 1:150.000

 

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mit Kurzbeschreibung der Strecke sowie Hinweisen zu Orten, Sehenswürdigkeiten und Gastronomie.

Priwallfähre in Travemünde Nach Besichtigung, vielleicht noch einem erfrischenden Bad in den Fluten und/oder Übernachtung geht es in Travemünde zur Priwallfähre, die Sie und Ihr Rad für einen Obolus auf die andere Seite der Trave bringt (Foto: Jürgen Howaldt). Dort halten Sie sich sofort links und radeln bald vorbei am Yachthafen bis auf die Höhe der Passat. Wenige Meter weiter führt die Route rechts auf den Dünenweg, und die Räder rollen zunächst auf Asphalt an einem Campingplatz sowie Ferienhäusern vorbei, bevor sich eine Laubenpiepersiedlung anschließt, wo der Weg sandig/schotterig ist. Am östlichen Ende der Kleingartenanlage halten Sie sich rechts und radeln zu einer Straße.

Ostsee-Radweg Magdeburger Bauweise Dort biegen Sie links ab und dürfen nun auf einem Radweg Magdeburger Bauweise fahren (einst erfanden Mitglieder eines Magdeburger Radvereins diese Wegeart und finanzierten sogar den Bau aus der Vereinskasse!). D.h. neben der Straße verläuft ein Schotterweg, der durch Holzpoller vor der Benutzung durch Kfz geschützt wird.

Nach wenigen hundert Metern verlassen Sie diesen Weg aber und folgen dem Hinweis des Ostsee-Radwegs links auf einen geschotterten Fahrweg, der parallel zur Küste hinter dem dichten Strauch- und Baumstreifen verläuft. Leider ist der Schotter etwas grob, so dass manch einer fluchen wird. Es ist aber nicht weit, bis der Belag besser wird, Ostsee-Radweg bei Barendorf zwischendurch sogar einmal Holz als Rollgrund geboten wird und sich schließlich eine Asphaltbahn anschließt. Wenn nun noch eine frische Brise aus Südwest weht, werden Sie aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommen: Herrliche Landschaft, toller Weg, der zur Abwechslung auch mal durch den Küstenwald führt, und diverse Strandzugänge, die für die meisten automobilen Zeitgenossen zu weit entfernt sind, so dass Sie Sonne, Strand und Meer wahrlich genießen können.

Nachdem Sie Groß Schwansee passiert haben, mausert sich der Ostsee-Radweg zur Achterbahn, soll heißen, es geht immer mal wieder recht ordentlich abwärts und gelegentlich auch beachtlich steil aufwärts. Ostsee-Radweg bei Warnkenhagen Dabei rollen die Räder beständig auf glattem Asphalt – nur kurz auf Betonsteinpflaster, das aber auch glatt verlegt ist –, so dass Sie den Schwung der Abfahrten nutzen können, um die Anstiege zu meistern. Wer sich dafür eher weniger begeistern kann, muss sich aber nicht sorgen; denn die Höhendifferenzen sind gering, so dass selbst schiebend die Hügelkuppen schnell erobert sind. Und zur Belohnung gibt es hier und da herrliche Ausblicke auf die Ostsee.

In Steinbeck gelangen Sie an einen Abzweig, halten sich rechts, radeln kurz hügelan und stoßen derart auf eine kleine Straße, in die Sie links einbiegen. Gut einspurig leitet diese nach Redewisch-Ausbau, wo Sie erneut links abbiegen. Bald gelangen Sie an eine Kreuzung und biegen nun halblinks ab, bevor es bei der nächsten Gelegenheit rechts auf einen asphaltierten Geh- und Radweg geht.

Mitten in der Pampas knickt die Route bei einem Pausenplätzchen mit schöner Aussicht auf die Lübecker Bucht rechts ab und leitet sodann schnurstracks nach Boltenhagen, wobei Sie bald recht ordentlich an Höhe verlieren. Im Ort stoßen Sie auf eine grob gepflasterte und abknickende Vorfahrtstraße. Es geht links und damit sogleich auf Asphalt weiter durch den sich lang hinziehenden Ort.

Boltenhagen, 3 m ü.N.N., 2.400 Einw., war einerseits zehn Jahre zu spät dran, da Heiligendamm 1793 erstes deutsches Seebad wurde, andererseits aber auch wieder früh, so dass sich Boltenhagen heute rühmen darf, eines der ältesten deutschen Seebäder zu sein; denn 1803 ließ Graf von Bothmer aus dem nahen Klütz bei Redewisch einen Badekarren aufstellen. Boltenhagen So richtig kam die neue Branche aber erst um die Mitte des 19. Jh. in Gang; das erste Hotel („Baltic“) entstand 1838. Wer Wert auf Luxus legte, buchte später im „Großherzog von Mecklenburg“ (1845 von dem Dassower Gastwirt Wiechmann erbaut). Mit Gärten, Irrgärten, Gewächshäusern, Kegelbahnen und Boulevards wurde nun dem ländlichen Boltenhagen ein neues Flair verpasst. Und so viel anders ist es heute auch nicht; denn damit den Besuchern nicht langweilig wird, werden allerlei Vergnügungen geboten.

Wer etwas Zeit mitbringt, schaut vielleicht im Haus Ostseeallee 23 vorbei; denn dort betreibt Jürgen Kubatz sein Buddelschiffmuseum – geöffnet mo-fr 15.30-18 h, sa & so 13-18 h. Neben den Buddelschiffen werden auch Schiffsmodelle, maritime Geräte und Werkzeuge sowie Strandgut präsentiert. Und wenn Sie zeitig angekommen sind oder die Planung für den nächsten Tag noch einen Ausflug zulässt, sollten Sie einen Besuch des Steinzeitdorfs Kussow erwägen (liegt ziemlich genau südlich von Klütz und ungefähr 13 km von Boltenhagen entfernt). Hauptthema der Anlage ist der Übergang von der sog. aneignenden Wirtschaftsweise der Mittelsteinzeit (Sammeln und Jagen) zur produzierenden der Jungsteinzeit (Ackerbau und Viehzucht). Das Museum wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg errichtet, so dass man fachkundig Fragen beantworten kann. Z.B. danach, wie die Menschen wohnten, was und wie sie aßen, wie man sich kleidete, welche Werkzeuge zur Verfügung standen oder auch welche Haustiere man hielt. Und damit das nicht alles blanke Theorie bleibt, wurden Hütten und Häuser gebaut, wie sie vermutlich seinerzeit bestanden haben. Wer mag, kann sogar selbst eine Flechtwand herstellen. Oder Sie widmen Ihre Aufmerksamkeit den damaligen Kulturpflanzen und Kräutern; der Garten auf dem Gelände lädt zum Schnuppern und Schmecken ein. Geöffnet April-Okt. tägl. 10-17 h, Fon 03881 / 715055, www.steinzeitdorf-kussow.de.

Boltenhagen, Ostsee-Radweg Kurverwaltung, Ostseeallee 4, 23946 Ostseebad Boltenhagen, Fon 038825 / 3600, Fax 038825 / 36030, E-Mail info@boltenhagen.de, Internet www.boltenhagen.de.

Bald nach der Ortsmitte sollen die Radler die armen Autofahrer nicht weiter behindern, weshalb Sie links auf einen Betonsteinpflasterweg wechseln müssen, der ohne Orientierungsprobleme bis auf die Höhe der Ostseeklinik rechter Hand leitet. Wenige Meter weiter biegen Sie rechts ab – außer Sie wollen sich zuvor die Weiße Wiek, die neue Marina von Boltenhagen anschauen, die allerdings mit ihrer Allerwelts- und Einheitsarchitektur nicht zu überzeugen weiß.

Ostsee-Radweg bei Tarnewitz Bald nachdem Sie rechts abgebogen sind, halten Sie sich erneut rechts und radeln durch den Ortsteil Tarnewitz. Dort folgen Sie dem Geh- und Radweg bis zu seinem Ende, biegen links ab und fahren auf dem Stadtweg recht steil hügelan. Wenn die Steigung gemeistert ist, queren Sie eine Straße gerade und setzen die Fahrt sodann auf einem teils zugewachsenen Schotterweg fort, der für Kinderanhänger und Trikes eher weniger geeignet ist.

Nach einer Weile stoßen Sie auf einen querenden Schotterweg, biegen links ein und radeln nach einem Rechtsknick durch die Häuseransammlung Tarnewitzer Camp, bevor Sie zu einer Landstraße kommen, deren Geh- und Radweg links nach Wohlenberg leitet. Wie viel Höhe Sie zuvor gewonnen haben, merken Sie im Ort; denn es geht beachtlich abwärts. Hernach radeln Sie ohne Orientierungsprobleme auf dem asphaltierten Geh- und Radweg (zur Zeit der Recherchen im Bau) entlang dem Wohlenberger Wiek, um nach einem Rechtsbogen der Straße sanft hügelan zu fahren, bevor es mit Radhinweis links auf eine gut einspurig Asphaltierte geht.

Leuchtturmhaus in Beckerwitz Bald knickt die Route nach Osten ab, und Sie radeln mit sanften Wellen nach Beckerwitz-Ausbau, wo die Etappe halbrechts abzweigt. Weiter geht es auf Asphalt nach Beckerwitz und dort links bis zum Dorfplatz, an dem Sie mit Radhinweis rechts in den – ja, wirklich – Stadtweg abzweigen. Wieder rollen die Räder auf gutem Asphalt, und über einen Hügel hinweg gelangen Sie zu einem Linksknick und kurz darauf nach Eggerstorf. Den Schlenkern des schwarzen Bandes folgend geht es weiter nach Zierow, wo Sie geradeaus in eine abknickende Vorfahrtstraße einbiegen und diese alsbald mit Hinweis nach Fliemstorf geradeaus verlassen, wenn sie erneut abknickt.

Am Ostsee-Radweg in Wismar Auf wieder gutem Belag radeln Sie über Fliemstorf mit schönem Ausblick auf die Wismarbucht nach Hoben, ignorieren dort das Sackgassenschild und rollen auf Schotter abwärts durch den hübschen kleinen Ort mit reetgedeckten Häusern bis an die Ostsee. Dort gelangen Sie auf einen asphaltierten Geh- und Radweg und radeln kurz direkt entlang der Fluten, doch schwenkt der Weg bald nach rechts und verläuft sodann oberhalb des Steilufers. In einem Wäldchen wechselt der Belag zu Lehm/Schotter, und mit ein paar Wellen geht es so bis zur Seebrücke, wo Sie rechts abzweigen und zu einer Straße fahren.

In diese biegen Sie mit Radhinweis links ein, ignorieren den sofortigen Rechtsknick der Vorfahrt und fahren geradeaus auf der Ernst-Scheel-Straße, die gut asphaltiert ist. An deren Ende knickt die Vorfahrt wieder rechts ab, Sie aber fahren erneut geradeaus und auf einer einspurigen Asphaltierten durch eine Laupenpiepersiedlung, bis Sie auf eine andere Einspurige stoßen. Dort geht es halblinks weiter und so vorbei an der linker Hand gelegenen Werft zur B 105 (Lübsche Straße), auf deren Geh- und Radweg Sie links einbiegen. An der sogleich erreichten beampelten Kreuzung versetzen Sie rechts/links, um gemäß der Radhinweise in den 'Park der Solidarität' zu fahren, wo guter Asphalt den Rollgrund bildet.

Nach einer Weile leitet die Route links zurück zur B 105, auf deren Geh- und Radweg Sie bis zu einem Kreisverkehr radeln. Einfach die Richtung haltend folgen Sie weiter der Lübschen Straße, wobei Sie – zunächst – legal auf dem Gehweg radeln dürfen, um dem groben Pflaster auszuweichen. Schließlich erreichen Sie die Fußgängerzone, wo Sie beim linker Hand liegenden Kaufhaus Karstadt halbrechts in eine Gasse abbiegen können, um auf den Markt von Wismar zu gelangen, wo das Rathaus und auch die Tourist-Information zu finden sind.

Stadtansicht Wismars von Matthäus Merian sen. Wismar, 13 m ü.N.N., 42.000 Einw., wurde – zusammen mit Stralsund – im Juni 2002 in die Liste der UNESCO- Welterbestätten aufgenommen, was in Anbetracht des mittelalterlichen Stadtgrundrisses und zahlreicher Profangebäude längst vergangener Zeiten nebst den herausragenden Kirchen, dem Alten Hafen und der 'Grube' (s.u.) leicht nachvollziehbar ist, wobei zu bedenken ist, dass Wismar im Zweiten Weltkrieg wegen der Industriebetriebe mehrfach Ziel von Bombardierungen war und später in der DDR die Mittel (und der politische Wille) fehlten, die Altstadt zu sanieren. Wer Wismar zu DDR-Zeiten bzw. kurz nach dem Mauerfall besucht hat und nun nach langer Pause erneut in die Stadt kommt, darf jedenfalls staunen, wie viel in wenigen Jahren geschafft wurde (und noch wird) – Stadtansicht: Matthäus Merian sen.

Aber so sind die Wismarer halt; schon die Stadtgründung erfolgte in einem atemberaubenden Tempo: Ab kurz vor 1200 wanderten deutsche Siedler ein, ließen sich im Bereich des Spiegelbergs (nördlicher Teil der Altstadt) nieder und hatten damit eine gute Wahl getroffen; denn einerseits lag die Siedlung unmittelbar an einer geschützten Ostseebucht und andererseits an der Handelsstraße, die von Lübeck immer nahe der Küste nach Osten führte. Mit der Einrichtung des Marktplatzes an der Lübschen Straße und der Verleihung des lübischen Stadtrechts (1229) setzte sich der Zustrom der Siedler fort und erreichte Wismar nach der Anlage der Neustadt (rund um St. Marien und St. Georgen) bereits Mitte des 13. Jh. eine so große räumliche Ausdehnung, dass erst im 19. Jh. eine Erweiterung erforderlich wurde.

Derartige Erfolge zogen selbstverständlich arbeitsscheues Gesindel an, und so beanspruchten vor der Küste Seeräuber ihren Anteil, während an Land die heimischen Fürsten die Zeit für gekommen erachteten (1257), ihren Sitz von Dorf Mecklenburg nach Wismar zu verlegen. Gegen beide Störenfriede wehrte sich die Stadt zusammen mit den verbündeten Gemeinden an der Ostseeküste und wirkte derart an der Entstehung der späteren Hanse mit. Dank deren Macht verzogen sich 1358 die Adligen und konnten die Seeräuber soweit in Schach gehalten werden, dass der Handel nicht mehr empfindlich gestört und die Entwicklung Wismars zu einer der mächtigsten und reichsten Hansestädte nicht mehr behindert wurde.

Restaurant Alter Schwede in Wismar Der Stadt ging es so gut, dass man binnen 60 Jahren mit dem Bau von drei großen Kirchen (Nikolai, Marien und Georgen) begann, obwohl nur ca. 5.000 Menschen in der Stadt lebten. Natürlich bemühten sich auch die durch den Handel reich gewordenen Kaufleute um repräsentative Bauten, so dass zahlreiche Fassaden der in der Regel mit dem Giebel zur Straße ausgerichteten Häuser mit kunstvollen Backsteinen verziert wurden – Musterbeispiel ist der Alte Schwede (am Markt), der ab ca. 1380 erbaut wurde und dessen Name auf eine dort seit über 130 Jahren befindliche Gaststätte zurückgeht.

Die Blütephase der Hanse währte nicht ewig, und mit Beginn des 16. Jh. sank der Handel rapide, so dass die Bevölkerung verarmte. Der Dreißigjährige Krieg verschärfte die Probleme noch, denn nachdem Schweden die Stadt 1632 besetzt hatte, wurde Wismar 1648 im Westfälischen Frieden den Skandinaviern zugesprochen und in der Folge zur machtvollen Bastion ausgebaut. Entsprechend wurde die Stadt in die schwedischen Auseinandersetzungen z.B. mit den Dänen hineingezogen, was 1717 zur Schleifung der Befestigungsanlagen führte, aber Wismar zunächst noch nicht von den nordischen Herrschern befreite. Dies geschah erst 1803, als Schweden seine Besitzungen (neben Wismar auch Poel und Neukloster) an Mecklenburg verpachtete, um nach Ablauf des Vertrages (1903) auf seine Rechte zu verzichten. Parallel erholte sich die Stadt allmählich, konnte den Hafen erweitern und ein paar Industriebetriebe ansiedeln, wuchs aber erst Ende des 19. Jh. über seine mittelalterlichen Grenzen hinaus.

Rathaus in Wismar Als Startpunkt für einen Stadtrundgang bietet sich der Markt an, der mit immerhin 10.000 m² Fläche einer der größten Norddeutschlands ist. An der Nordseite befindet sich das klassizistische Rathaus von 1819, in dessen Keller Sie die ständige Ausstellung 'Wismar – Bilder einer Stadt' besichtigen können – geöffnet April-Okt. mo-sa 10-18 h, so 10-16 h. Der Keller selbst ist aber schon wegen seiner acht Kreuzrippengewölbe sehenswert, die darauf verweisen, dass der Keller aus dem 13. Jh. stammt und somit viel älter als das Rathaus ist.

Wasserkunst in Wismar An der Ostseite lädt die Gaststube des Alten Schweden (s.o.) nicht nur zu einer Pause ein, sondern kann auch die mittelalterliche Backsteinkunst bewundert werden. Am südöstlichen Rand des Platzes steht die sogenannte Wasserkunst, die von 1602 bis 1898 der Wasserversorgung der Stadt diente. Hierzu wurde das Quellwasser von Metelsdorf (ca. 6 km südlich) mittels hölzerner Röhren in die Stadt geleitet, in einem Reservoir zwischengespeichert und sodann auf die Leitungen der einzelnen Straßen verteilt – die Wasserkunst ist also 'nur' die künstlerische Verkleidung der Zentrale des Systems.

Turm der Marienkirche in Wismar Wenn Sie den Marktplatz an seiner Südwestecke verlassen, kommen Sie – vorbei am Archidiakonat (einem Pfarramt aus dem 15. Jh. mit reich geschmückter Backsteinfassade) – direkt zum 80 m hohen Turm der ehemaligen Marienkirche, die an der Stelle eines Vorgängerbaus ab Anfang des 14. Jh. nach dem Vorbild der gleichnamigen Kirche von Lübeck errichtet und 1945 stark zerstört wurde. 1960 wurden die Ruinen (außer dem Turm versteht sich) gesprengt – obwohl, wie manche behaupten, eine Restaurierung möglich gewesen wäre. Nicht viel besser erging es der wenig westlich gelegenen Georgenkirche, die ebenfalls im Zweiten Weltkrieg bombardiert und trotz vergleichsweise geringer Schäden zu DDR-Zeiten so schlecht gesichert wurde, Turm der Georgenkirche in Wismar dass am 25. Januar 1990 bei einem Orkan ein Giebel einstürzte und in einem gegenüber gelegenen Wohnhaus ein Kind tötete. Bedauerlich, dass es dieses traurigen Ereignisses bedurfte, aber kurz darauf begann die Sicherung und der Wiederaufbau, so dass St. Georgen heute im alten Glanz erstrahlt. Übrigens beinahe turmlos; denn den Wismarern ging während der langen Bauzeit (Grundsteinlegung 1404, Turmabschluss 1544) das Geld aus, so dass man heute über die Eigentümlichkeit staunen kann, dass von St. Marien nur noch der Turm steht, während St. Georgen ohne auskommen muss.

Direkt östlich der Georgenkirche liegt der Fürstenhof, der den Mecklenburger Landesherren bei ihren Aufenthalten in Wismar als Wohnsitz diente. Die Anlage besteht aus zwei Gebäudeteilen, wobei das sog. 'Alte Haus' 1512-13 im Stile der Spätgotik entstand, während nur vierzig Jahre später (1553-55) das 'Neue Haus' bereits gemäß der aktuelleren Lehre der italienischen Renaissance errichtet wurde. 1653 bis 1802 residierte hier das höchste schwedische Gericht, das sog. Tribunal, welches für alle schwedischen Gebiete in Deutschland zuständig war. Da passt es doch ganz wunderbar, dass der Fürstenhof nach umfangreicher Sanierung 1999-2002 nun dem Amtsgericht Wismar dient – Juristen sind nun mal von Hause aus konservativ (sorry, aber Ausnahmen bestätigen – wie immer – nur die Regel).

Karstadt in Wismar Von hier leitet die 'Große Hohe Straße' nach Norden zur Heiligen-Geist-Kirche an der Lübschen Straße, an die man unmittelbar das Lange Haus anbaute, das ursprünglich als Hospital, später als Altersheim genutzt wurde. Wenn Sie nun rechts der Lübschen Straße folgen, gelangen Sie an der Ecke Krämerstraße zum Kaufhaus Karstadt und damit schon fast zum Ausgangspunkt eines sagenhaften Aufstiegs; denn im Haus Krämerstraße 4 eröffnete am 14. Mai 1881 mit 1.000 Thalern und einem Wagen voller Ware der gelernte Einzelhandelskaufmann Rudolph Karstadt im Alter von 25 Jahren sein erstes Geschäft. Dieses florierte alsbald; denn er forderte zwar Barzahlung und feste Preise, obwohl damals noch das Handeln wie im Basar üblich war, bot seine Waren aber auch besonders günstig an. Die Vorteile waren offensichtlich: Er konnte genau kalkulieren und verfügte zudem über die nötige Liquidität, um im großen Stil preiswert einkaufen zu können. Schon 1884 eröffnete er ein Zweiggeschäft in Lübeck und betrieb beim 25. Firmenjubiläum bereits 24 Kaufhäuser in Norddeutschland – wenn der wüsste, was seine Nachfahren daraus gemacht haben!

Nikolaikirche in Wismar Doch zurück zum Stadtrundgang: Zunächst der Krämerstraße und dann der leicht nach links versetzten Bohrstraße in Richtung Norden folgend gelangen Sie zur Grube, die bereits im 13. Jh. einerseits für Mühlen aufgestaut, andererseits zum schiffbaren Kanal ausgebaut wurde, so dass eine direkte Verbindung zum Hafen bestand. Nördlich schließt sich der Spiegelberg an, wo die Ursprünge von Wismar liegen und die Nikolaikirche zu finden ist. 1380 wurde mit dem Bau begonnen und offensichtlich der Versuch unternommen, der gestiegenen Macht der Stadt dadurch Ausdruck zu verleihen, dass man die Marienkirche (seit 1339 in Bau) nahezu kopierte, aber alles noch etwas größer baute – beispielsweise wurde das Dach des Mittelschiffs in die luftige Höhe von 37 m befördert (bei der Marienkirche genügten noch 32 m).

Sollte Ihnen das Wetter jetzt einen Streich spielen und Petrus Tropfen vom Himmel fallen lassen, bietet sich das gleich jenseits der Grube gelegene Schabbellhaus für einen Besuch an, denn es beheimatet das Stadtgeschichtliche Museum – Schweinsbrücke 8 (zur Zeit [2014] allerdings wegen Sanierung geschlossen. Der repräsentative Bau wurde 1569-71 für den späteren Bürgermeister Hinrich Schabbell als Wohn- und Brauhaus errichtet und vom niederländischen Baumeister Philipp Brandin entworfen, der damit die holländische Kombination von Backstein und gliedernden Sandsteinstücken im Ostseeraum einführte. Brandin verschaffte Wismar übrigens noch ein weiteres Beispiel außergewöhnlicher Architektur: Von ihm stammen die Pläne für die Wasserkunst.

Und apropos Brauhaus: Sollten Sie zwischenzeitlich durstig geworden sein, wird es Ihnen zunächst gar nichts nützen, dass Wismar einst sein berühmtes Bier in halb Europa verkaufte und dass man 1464/65 nicht weniger als 183 Braustätten und 150 Hopfengärten in der Stadt zählte; denn davon blieb nichts übrig. Gar nichts? Nein, eine Brauerei ist wieder in Wismar ansässig und leicht zu finden, wenn Sie vom Schabbellhaus der Grube nach Westen folgen und kurz vor dem Alten Hafen rechts in die Gasse Am Lohberg abbiegen; denn dort ist in einem Fachwerkbau, der ab 1452 Brauzwecken diente, dann aber jahrhundertelang zweckentfremdet genutzt wurde (welch ein Skandal!), seit 1995 wieder ein Brauhaus untergebracht, so dass Sie den Tag mit dem einen oder anderen Glas Wismarer Gerstensaft ausklingen lassen können.

Oh, ´tschuldigung, jetzt hätte ich doch beinahe ob des leckeren Getränks zwei Dinge vergessen zu erwähnen, nämlich zum einen, dass Sie nicht allein durch die Stadt wandeln müssen und noch mehr Wissenswertes erfahren können, wenn Sie sich einer der zweistündigen Öffentlichen Stadtführungen anschließen, die von April bis Oktober täglich um 10.30 h angeboten werden – Treffpunkt Tourist-Information.

Poeler-Kogge in Wismar Und zum anderen die Poeler Kogge, die zwar vor Timmendorf auf der Insel Poel – daher der Name – gefunden wurde, aber doch sehr eng mit Wismar verbunden ist, da man sich hier entschloss, anhand des außerordentlich gut erhaltenen Wracks einen Nachbau zu wagen (Foto: Lencer). Die Poeler Kogge unterscheidet sich zwar von den zuvor gefundenen Koggen und weist z.B. keinen Plattboden, sondern eine Muschelform auf und konnte mit 200 Tonnen Ladung mehr befördern als die bereits bekannten Exemplare, war aber dennoch den Verhältnissen auf der Ostsee mit z.B. einem Tiefgang von ca. 2 m bestens angepasst. Da liegt es doch auf der Hand, dass die Poeler Kogge nach einer Bauzeit von 5 Jahren heutzutage als maritimer Botschafter für die Hansestadt Wismar unterwegs ist.

Wismar, Ostsee-Radweg Tourist-Information, Am Markt 1, 23966 Wismar, Fon 03841 / 19433, Fax 03841 / 2513091, E-Mail touristinfo@wismar.de, Internet www.wismar.de.

Pension Am Haffeld in Wismar Pension Am Haffeld: Die Fahrradpension befindet sich in ruhiger Lage am nördlichen Rand der Altstadt und des alten Hafens. Direkt am Radweg gelegen finden Sie hier eine saubere und ordentliche Übernachtungsmöglichkeit sowohl für eine Nacht als auch für länger. Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder & Motorräder befinden sich in einer abschließbaren Garage.

Pension Am Haffeld, Herr Carsten Will, Poeler Straße 138, 23970 Wismar, Fon 03841 / 328989, Fax 03841 / 3035986, E-Mail info@pension-am-haffeld.de, Internet www.pension-am-haffeld.de.

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Pension Haffeld Wismar
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